Die richtige MPU-Stelle auswählen

Es gibt immer wieder große Unklarheiten was die Auswahl der MPU-Stelle angeht. Deshalb möchte ich dieses Thema hier genauer beleuchten. 

Zwischen welchen Stellen dürfen Sie überhaupt wählen?

Die Antwort ist einfach: Es steht Ihnen frei zwischen sämtlichen aktuell in Deutschland zugelassenen MPU-Stellen zu wählen. Das sind derzeit etwas weniger als 300 Stück. Die Auflistung, die man oft von der Führerscheinstelle bekommt, hat nichts zu sagen. Es ist nur als eine unverbindliche Zusammenstellung von MPU-Stellen aus der Nähe zu sehen – eine kleine „Serviceleistung“ Ihrer Führerscheinstelle gewissermaßen.

Welche Unterschiede darf es denn geben?

Viele glauben: gar keine! Das ist aber nicht ganz richtig. Lange Zeit war der Preis für die MPU gesetzlich vorgeschrieben (je nach Fragestellung abgestuft). Diese Preisbindung existiert inzwischen nicht mehr. Es macht also durchaus Sinn bei MPU-Stellen mehrerer Anbieter nachzufragen was dort Ihre MPU kosten würde. Ein weiterer Unterschied darf in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen bestehen. Informieren Sie sich deshalb genau, wie es mit Rücktrittsbedingungen aussieht, also konkret bis zu welchem Zeitpunkt Sie den vollen Betrag zurück bekommen. Schließlich kann man ja z.B. auch mal krank werden oder aus einem anderen wichtigen Grund nicht antreten können.

Kann ich mir meinen Gutachter aussuchen?

Nein, das ist ausdrücklich nicht zulässig! Jede MPU-Stelle muss mindestens 2 psychologische Gutachter haben um zugelassen zu werden. Es ist üblich, dass die meisten Gutachter nicht fest bei nur einer einzigen MPU-Stelle arbeiten sondern an mehreren Stellen des gleichen Anbieters.

Dann ist es also ganz egal?

Nein, genau das ist es ganz bestimmt nicht! Es trifft zwar zu, dass sich alle Gutachter an die verbindlichen Vorgaben aus den Beurteilungskriterien halten müssen (und das ist auch gut so, meine ich!) und es eigentlich keine Unterschiede in der Begutachtung geben dürfte. In der Realität sieht es aber doch immer wieder anders aus. Das hat hauptsächlich folgende Gründe:

  • Im Rahmen des erlaubten Spielraums kann die jeweilige Dachorganisation (also TÜV, Dekra, Avus usw.) Vorgaben treffen, wie ihre Gutachter in Fällen, die nicht von vorn herein schon klar geregelt sind, arbeiten sollen. Ich kann von außen natürlich nicht berteilen, wie zwingend verbindlich solche Vorgaben sind, denke aber, dass es naheliegend ist, dass der einzelne Gutachter sich eng daran orientieren wird. Ganz aktuell ist mir das bei Cannabis auf Rezept begegnet. Die Art der Vorgaben eines konkreten MPU-Anbieters sind so gestaltet, dass ich dort sicher niemand hinzugehen empfehlen werde.
  • Nicht jeder Psychologe, der seine Berufung in der Arbeit als MPU-Gutachter sieht, ist für diesen Job gleich gut geeignet. Als MPU-Vorbereiter betrachte ich das natürlich aus der Perspektive meiner Klienten. Es gibt Gutachter, die aufmerksam zuhören und sich Mühe geben auf ihren Kunden einzugehen und ihm die Angst zu nehmen, und es gibt andere, die sehr wortkarg hinter ihrem PC sitzen und tippen. Das liegt nicht jedem, vor allem in der angespannten Situation der Nervosität. Noch schlimmer ist es aber, dass es auch Gutachter gibt, die selber starke Unruhe ausstrahlen und im Gespräch ständig von einem Punkt zum anderen springen und teilweise einfach den Faden verlieren, wie man nachher im schriftlichen Gutachten unschwer erkennen kann. Als Klient kann man sich den Gutachter ja nicht aussuchen, aber ich meine, es hilft schon viel, wenn Sie wissen, an welchen Orten welche „problematischen“ Gutachter im Einsatz sind.
  • Erst neulich ist mir wieder ein Fall begegnet, wo sich ein Klient schon an einer MPU-Stelle angemeldet und auch bezahlt hatte, als er zu mir kam. Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass diese MPU-Stelle im weiten Umkreis einen sehr schlechten Ruf hat wegen eines ganz konkreten Gutachters. Mein Klient wollte aber nicht mehr wechseln wegen Zeitdruck. Sein Fall erschien mir nicht besonders schwierig, so dass ich dachte, es wird wohl egal sein. Tatsächlich bekam er aber genau den gefürchteten Gutachter und erhielt ein negatives Gutachten. Als ich es durchgelesen hatte, war ich entsetzt: Es enthielt mehrere ganz klare Abweichungen von den Beurteilungsrichtlinien! In diesem Ausmaß ist mir das in 10 Jahren noch nicht begegnet. Mein erster Impuls war: Das darf man so nicht akzeptieren! Im konkreten Einzelfall merkt man aber sehr schnell, dass es leider keine realistisch handhabbaren Möglichkeiten gibt sich zu wehren, ohne dass man Gefahr läuft eine große Menge Zeit zu verlieren, bis man wieder fahren darf. Ich konnte deshalb gut nachvollziehen, dass mein Klient lieber einen neuen MPU-Anlauf bei einer anderen Stelle machen wollte.

Sie werden sicher verstehen, dass ich hier keine „öffentliche Schwarze Liste“ führen kann. Ich kann Ihnen auch keine MPU-Stelle empfehlen, bei der niemand durchfällt. Eine solche Stelle gibt es nicht. Wer etwas anderes behauptet, ist nur auf der Suche nach Dummen, die ihm auf den Leim gehen. Ich gebe Ihnen aber gerne Empfehlungen, die ich aus meiner über 10-jährigen deutschlandweiten Praxis begründen kann.

18 Gedanken zu „Die richtige MPU-Stelle auswählen“

  1. Hallo Herr Mangold könnten sie mir eine Empfehlung für eine MPU Stelle aussprechen
    Ich bin nach 5 jahren mit Restalkohol angehalten worden und somit Wiederholungstäter.
    Vielen Dank
    Stefan Kaiser

  2. Hallo Herr Mangold, ich (w, 63J) hätte ein paar Fragen (Alkoholfahrt) zu Ihren Erläuterungen. Das Thema „Filmriss“ kam kurz auf, das habe ich nicht verstanden. Soll man nicht(!) davon erzählen? Dann, wie stehen Sie zu „Hilfen“ wie „alkoholfreier“ Wein, Sekt? Als Letztes, ich habe mich für die AVUS in Dortmund (MPU) entschieden. Halten Sie
    die für okay? Vielen Dank für Ihr Interesse Mit freundlichen Grüßen

    1. Filmriss wird als Indiz für eine bereits fortgeschrittene Alkoholproblematik gesehen. Alkoholfreies Bier / Wein / Sekt halte ich persönlich zwar für harmlos, aber es wird bei der MPU doch oft kritisch betrachtet. Und Avus Dortmund: Mit einem dortigen Gutachter hatte ich vor Jahren mal ein ausgedehntes Telefonat wegen einem meiner Klienten. Dieser Gutachter hat mich die letzten Nerven gekostet durch seine ausgesprochen hektische und fahrige Art wie z.B. ständig Sätze mittendrin abzubrechen und auf ein ganz anderes Thema umzuschwenken. Ich erinnere mich nicht mehr an den Namen und weiß auch nicht, ob er noch dort ist. Meines Wissens sind die Gutachter von Avus Dortmund die gleichen wie von Avus Düsseldorf. Es ist der Normalfall, dass ein Gutachter nicht nur bei einer einzelnen MPU-Stelle tätig ist.

      1. Sehr geehrte Herr Mangold,

        was ist das für ein Schwachsinn, dass Filmriss als Indiz für eine bereits fortgeschrittene Alkoholproblematik gesehen wird ?
        D. h. wenn ich 1 x im Jahr mich betrinke mit Filmriss und danch 364 Tage in Abstinez lebe, da habe ich ortgeschrittene Alkoholprobleme? Probleme haben die Leute, die das beurteilen odar sogar nichts trinken.
        M. F. G
        Andreas F.

        1. Das Problem ist aber halt, dass es extrem selten vorkommt, dass jemand ein ganzes Jahr abstinent lebt und dann am 365. Tag gleich dermaßen gewaltig säuft, dass er einen Fimriss kriegt. Das KANN es schon geben, aber die Wahrscheinlichkeit für ein solches Verhalten ist so extrem nieder, dass es bei der MPU vernachlässigt werden kann.

          Und noch eine Ergänzung: Ein Filmriss hat ganz und gar nichts mit Genusstrinken zu tun! Keiner kann mir erzählen, dass er sich dermaßen die Kanne gibt bis er nichts mehr weiß, weil es so ein tolles Gefühl ist (besonders am nächsten Morgen natürlich!). Deshalb kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass in dieser Art von Komasaufen ein stark fortgeschrittenes Alkoholproblem gesehen wird. Ganz abgesehen davon, dass so jemand eine besondere Gefahr im Straßenverkehr darstellt, weil man im Zustand eines Filmrisses sehr wohl noch ins Auto steigen und losfahren kann.

  3. Hallo Herr Mangold,

    bin leider in 10 jahren zum 3 mal Auffällig geworden. Fahrrad 2011 danach 5 Jahre abstinenz dann 2016 wieder MPU bis März 2020 Abstinenz und jetzt am 18.09 mit 1,4 angehalten.
    FS Weg.
    Was raten Sie mir.

    Vielen Dank

    1. Naja, ohne 12 Monate Abstinenznachweis geht natürlich schon mal gar nix. Es wird aber auch nicht leicht sein zu erklären, warum Sie nach nur 4 Jahren schon wieder rückfällig geworden sein. Aus Sicht der MPU wird natürlich sehr genau auf die Abstinenznachweise geschaut. Das ist aber nur die „Eintrittskarte“ zur nächsten Begutachtung. Ich persönlich frage mich vor allem, warum jemand, der schon 2x die Finger verbrannt hat, nicht einfach das Auto stehen lässt, wenn er was getrunken hat. So ein Hexenwerk ist das ja nicht, wenn man ein bisschen vernünftig plant. Ich trinke auch Alkohol und nicht immer nur ein Gläschen, aber bisher habe ich es immer ganz leicht geschafft, erst dann was zu trinken, wenn das Auto sicher abgestellt ist. Und wenn es doch mal anders gelaufen ist, gab es immer eine Institution namens Taxi. Dazu noch ein Tipp: In etwas größeren Städten funktioniert es oft ganz gut, dass man ein Taxi mit 2. Fahrer bestellen kann. Dann hat man am anderen Morgen das eigene Auto schon wieder vor dem Haus stehen! Das ist immer noch um Längen billiger als eine erneute MPU…

      1. Guten morgen,

        Sie haben recht was es dem allem betrifft ich selber Frage mich auch das gleiche warum bin ich in das Auto eingestiegen.

        Mir ist bewusst das ich die nächsten 12 Monate mein Rückfall überarbeiten muss.

        Ich bin schon angemeldet was es Abstinenznachweise beteifft. .
        Was mag der Begutachter zusätzlich zu den AB Nachweisen?
        SHG, VP.
        Soll ich eine Ver. Therapie durchführen.
        Diese Frage wollte ich Stellen?

  4. Es ist ja keine Seltenheit, dass jemand in betrunkenem Zustand sich so verhält und die schönsten guten Vorsätze über Bord wirft. Genau deshalb wird ja bei Wiederholungstätern Abstinenz verlangt. In Ihrem Fall setzt aber das Problem schon eine Stufe früher an, indem Sie die Abstinenz immer wieder fallen lassen. Ich meine deshalb, dass Sie diese Frage als allererste behandeln müssen.

  5. Hallo Herr Mangold…ich habe am 1.Sept 2020 mein Fahrrad auf einem Seitenstreifen… der Zufahrtsstraße zum Campingplatz…mit 2.08 Promille geschoben….(dafür gibt es Zeugen)…ich bin dann ins stolpern gekommen …gefallen und habe mir die Fußwurzel gebrochen. Ein Ehepaar dass meinen Unfall beobachtet hat …hat einen Krankenwagen angerufen und ich wurde ins Krankenhaus gebracht..wo dann auch die Polizei war und mich pusten ließ und später wurde mir dann auch Blut abgenommen…zwecks einer Alkoholprobe…..Zwischenzeit habe ich einen Anhörungsbogen bekommen in dem mir Fahren mit dem Fahrrad….alkoholisiert 2,08 Promille…vorgeworfen wird und der Verdacht einen Unfall verursacht zu haben vorgeworfen…Wir haben die Angelegenheit einem Anwalt übergeben….Meine Frage ist : Was erwartet mich jetzt…bzw. was kann ich vorher noch tun
    Ich habe noch keinen Eintrag in meiner Führerscheinakte
    Ich bin 1957 geboren und wohne in Niedersachsen Landkreis Diepholz…über eine Antwort oder einen Rat würde ich mich sehr freuen.
    Mit frdl. Grüßen
    Ingrid

    1. Also wenn es ein Anwalt ist, der seinen Job versteht, sollte er es auch schaffen den Vorwurf, dass Sie gefahren sind, aus der Welt zu schaffen!

  6. Toller Artikel!
    Die Wahl der richtigen MPU Begutachtungsstelle ist schon sehr wichtig. Es ist genauso wie sie schreiben. Tatsächlich gibt es gravierende Unterschiede bei einzelnen Behörden.

    Dennoch ergeben sich für den ein oder anderen nicht viele Auswahlmöglichkeiten. Viele sind ortsgebunden, beruflich oder häuslich. Letztendlich bleiben meist nur 1-2 Begutachtungsstellen zur Auswahl die sich im näheren Umfelt erreichen lassen.

    Genau wie sie schreiben, lohnt sich natürlich eine vorherige Recherche der Behörden. Das kann man nur empfehlen.
    Man hört da zum Teil haarstreubende Geschichten, die man dann vielleicht umgehen kann.

    Danke für die Zusammenstellung der Informationen!

    Mit freundlichen Grüßen
    Roland G.

  7. Hallo Herr Mangold,
    einem Bekannten steht höchstwahrscheinlich eine MPU wegen erster Trunkenheitsfahrt mit 1,8 bak bevor. Er war für 12 Monate gesperrt und ihm wurde ganz richtig die Fahrerlaubnis entzogen. Das war vor 5 Jahren-warum er sich nicht früher um eine neue Fahrerlaubnis bemüht hat, hat einen plausiblen Grund, den ich hier nicht breittreten will. Er hat seit der TK sehr an sich gearbeitet und hatte mitunter größere Abstinenzphasen und trinkt jetzt kontrolliert und gemäßigt. Meinen Sie er könnte es mit kontrolliertem Trinken in der MPU versuchen oder wird trotzdem ein Abstinenznachweis verlangt werden?
    Und haben Sie vielleicht Einschätzungen zum TÜV Nord in Berlin Prenzlauer Berg?
    Danke für den tollen Blog!

    1. Also es hört sich zumindest mal nicht abwegig an, dass er kontrolliertes Trinken machen könnte. So pauschal ist es aber kaum möglich was Verbindliches zu sagen, denn insgesamt kann halt viel dabei mit reinspielen. Was mich etwas irritiert sind die „mehreren Abstinenzphasen“. Das hört sich eher verdächtig an, meine ich.

      1. Das habe wahrscheinlich ich einfach irreführend formuliert. Pardon. Ich meine damit eher, dass er manchmal für längere Zeiträume keinen Alkohol konsumiert da einfach kein Anlass besteht oder er keine Lust hat – aber das rechnet sich ja zu dem kontrollierten Trinken mit Maß und Verstand nehme ich an.

  8. So genannte „Trinkpausen“ werden generell kritisch bewertet: Oft die­nen sie nur dazu, um auszuprobieren, ob man überhaupt noch ohne Al­kohol aus­kommen kann. Oder es sind in Wirklichkeit gescheiterte Versu­che des Aufhö­rens. Beides deutet auf ein sehr weit fortgeschrittenes Alkoholprob­lem hin.

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