Die Widmark-Formel

Wer zur Alkohol-MPU muss, sollte wissen, was es mit der Widmark-Formel auf sich hat und welche Einflussgrößen dabei eine Rolle spielen. 

Bei der Alkohol-MPU besteht eine ganz wesentliche Frage darin, wie das Konsumverhalten des Kandidats ausgesehen hat. Diese Frage ist viel komplexer als es für den Laien aussieht. Darauf will ich in diesem Beitrag aber nicht eingehen, sondern ich beschränke mich auf die so genannte Widmark-Formel, die bei der MPU maßgeblich verwendet wird.

Wovon hängt der ermittelte Promillewert ab?

Zunächst muss man einmal unterscheiden zwischen AAK und BAK. Mit AAK ist die Atem-Alkohol-Konzentration gemeint (also der Wert, der beim „Pusten“ gemessen wurde). BAK steht dagegen für die Blut-Alkohol-Konzentration. Obwohl oft behauptet wird, dass die modernen Geräte AAK sehr genau bestimmen könnten, zählt im Zweifelsfall trotzdem nur die BAK. Tatsächlich gibt es nämlich oft doch ganz erhebliche Abweichungen zwischen AAK und BAK. Wichtig ist auch noch zu wissen, dass der AAK-Wert verdoppelt werden muss, um BAK zu erhalten. Eine gemessene AAK von 0,25 bedeutet also BAK 0,50 und damit bereits Fahrverbot!

Schauen wir uns also die BAK an. Ein gemessener Wert von 1 ‰ besagt einfach, dass in 1 Liter Blut 1 ml Alkohol festgestellt wurde. Klingt eigentlich nach eher wenig auf den ersten Blick. Man sollte aber nicht übersehen, dass der Alkohol unterwegs ins Blut seinen Weg durch den Körper absolvieren musste, wo bereits ein ganz erheblicher Anteil extrahiert und abgebaut wurde.

Pro 10 kg hat der Mensch ungefähr 1 Liter Blut. Wer 100 kg wiegt, bei dem wird die zugeführte Menge Alkohol in ca. 10 Liter Blut „vermischt“. Wer nur 50 kg wiegt, bei dem sind es nur ca. 5 Liter Blut.

Das Körpergewicht spielt also eine wesentliche Rolle für den Promillewert. Ein weiterer Faktor ist das Geschlecht der Person: Beim Mann muss in der Widmark-Formel der Korrekturfaktor 0,7 verwendet werden, bei der Frau der Korrekturfaktor 0,6.

Berücksichtigt muss aber auch werden, wie viel Abbau bereits stattgefunden hat. Für die MPU wird meistens pauschal von 0,15 ‰ pro Stunde ausgegangen wird.

Mit Widmark rechnen

Meistens ist ja die gemessene BAK bekannt und man möchte gerne wissen, wie viel Alkohol mindestens konsumiert worden musste, um diesen Promillewert zu erreichen. Merken kann man sich das am besten in folgender flapsiger Form:

Alkohol = Promille x Körpergewicht x Korrekturfaktor

Der Promillewert ist nicht die gemessene BAK, sondern der Wert muss durch den bereits stattgefundenen Wert erhöht werden. Dazu folgendes Beispiel:

  • Bei Herrn M. wurde BAK 2,00 ‰ gemessen.
  • Er wiegt 80 kg.
  • Trinkbeginn war um 19.00
  • Blutprobe war um 24.00

Für die Widmark-Formel ergibt sich daraus eine Abbauzeit von 5 Stunden. Es müssen also 5 x 0,15 = 0,75 zur BAK dazugezählt werden. Als Mann hat er einen Korrekturfaktor von 0,7. Ergibt folgende Rechnung:

2,75 x 80 x 0,7 = 154

Diese Rechnung ist aber noch nicht fertig. In der Realität muss man davon ausgehen, dass ungefähr 20 % des zugeführten Alkohols auf dem Weg ins Blut „auf der Strecke“ bleiben. Sie müssen also nach 20 % auf den ermittelten Alkoholwert drauf schlagen:

Alkoholmenge = 154 x 1,2 = 184,8 Gramm

Es ist gerundet also davon auszugehen, dass Herr M. mindestens 185 g reinen Alkohol zu sich genommen haben muss, um die 2 ‰ BAK erreicht zu haben.

Was bedeutet das konkret?

Wenn Sie wissen wollen, welche Menge Getränke sich hinter dieser Zahl verbergen, können Sie angenähert von folgenden Werten ausgehen:

  • 20 g Alkohol sind in 0,5 Liter Bier
  • oder 0,2 Liter Wein
  • oder 3 Schnäpsen zu 2 cl mit 40 % vol. Alk.

Beachten Sie dabei, dass es in der Widmark-Formel keine Rolle spielt, ob der Magen leer war oder ob Sie gut gegessen haben. Das wird viele überraschen, aber tatsächlich spielt das nur eine erstaunlich geringe Rolle. Die zugeführte Alkoholmenge bleibt ja die gleiche. Es dauert bei vollem Magen lediglich etwas länger, bis der Alkohol im Blut ankommt. Subejktiv fühlt es sich dadurch etwas anders an, aber der gemessene Promillewert wird nur minimal davon beeinflusst.

5 Gedanken zu „Die Widmark-Formel“

    1. Nein, Sie müssen da keine Rechenaufgaen vorrechnen, aber Sie sollten schon wissen, welche Faktoren eine Rolle spielen (Körpergewicht, Trinkdauer, Abbaurate…) und was sich hinter Ihrem Promillewert verbirgt. Wer anfängt zu argumentieren, er hätte vor der Trunkenheitsfahrt ja nichts gegessen gehabt usw., der zeigt deutlich, dass er die Widmark-Formel gar nicht kennt oder sie zumindest nicht verstanden hat.

  1. Bei meiner MPU Beratungsstunde habe ich die Widmark Formel erwähnt, um grob abschätzen zu können, welchen Promille-Wert ich nach welcher Menge Alk. habe. Da wurde mir entgegengebracht, dass sich diese Formel, falls man wirklich betrunken ist, ja keiner merken könne und man auch nicht immer einen Taschenrechner dabei hätte ergo diese wäre im alltäglichen Gebrauch nicht wirklich zu gebrauchen. Es wurde auf eine grobe Schätzformel hingewiesen leider ohne ins Detail zu gehen (zu der ich allerdings überhaupt nichts gefunden habe). Wissen Sie da genaueres?

    1. Eine besondere Schätzformel kenne ich da nicht. Ich vermute mal, gemeint ist folgendes: Rechnen Sie mal mit Widmark aus was in Ihrem Fall 0,5 l Bier ergibt. In meinem Fall sind das ca. 0,3 Promille. Wenn ich also z.B. 6 Halbe trinke, würde das 1,8 Promille ergeben. Pro Stunde Trinkdauer kann ich 0,15 abziehen. Nach 4 Stunden hätte ich also ungefähr 1,2 Promille.

      1. Hallo Herr Mangold,

        ja das ergibt Sinn, dass man sich einfach den Wert für eine Basiseinheit auf einen selber bezogen ausrechnet und dann hochrechnet.
        Vielen Dank

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