Viele begegnen der MPU voller Hass und sehen darin einfach eine zusätzliche Strafe, der man sich nicht entziehen kann. Ich kann diese Sichtweise zum großen Teil nachvollziehen – aber so stimmt es nicht. Erfahren Sie hier, welches durchaus verständliche Prinzip dahinter steckt und wie Sie sich das zunutze machen können.
Auf der Suche nach der Strafe
Der zentrale Punkt, der sich überall durch die MPU zieht, ist das Thema Gefährdung anderer Verkehrsteinehmer. Wer zur MPU muss, der hat sich etwas Handfestes geleistet, das eine ganz konkrete Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer bedeutet hat. Am offensichtlichsten ist das bei den Alkohol-Vergehen: Die Statistik belegt zweifelsfrei, dass Fahren unter Alkoholeinfluss ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko bedeutet. Und die MPU setzt für Ersttäter die Grenze ja auch erst bei stattlichen 1,6 ‰ an. Ich meine, die Gefährdung ist da deutlich genug sichtbar.
Die Beurteilungskriterien für die Fahreignung
Es gibt sehr klare Beurteilungskriterien, nach den sich der MPU-Psychologe richten muss. Diese Kriterien sind nicht geheim, sondern jeder kann sie im Detail nachlesen. Da sie sich an Fachleute richten, sind sie leider für Laien nur schwer verständlich. Darin kann man einen ernsthaften Mangel sehen, dem ich mich durchaus kritisierend anschließe. Man sollte aber zur Kenntnis nehmen, dass es diese Beurteilungskriterien gibt und dass sie verbindlich sind. Damit ist der oft gehörte Vorwurf der Willkür aber weitgehend entkräftet. Willkürlich ist die Begutachtung nicht.
Unterschiedliche Maßstäbe
Auch wenn es Beurteilungskriterien gibt ist aber noch nichts darüber ausgesagt, wie realistisch vergleichbar angemessen die Maßstäbe über die verschiedenen Bereiche sind: ziemlich schlecht leider!
Bei Alkohol gibt es die Grenze von 1,60 ‰. Bei THC lautet die Grenze 1,0 ng/ml. Tatsächlich sind die Werte nur bedingt vergleichbar, aber es ist eine Tatsache, dass der THC-Wert von der messbaren Auswirkung her um mehrere Größenordnungen niederer liegt als der Alkohol-Wert. So etwas ist natürlich ein Ärgernis, aber es wird leider nicht daran gerüttelt. Der Vergleich mit der Punkte-MPU (aktuell 8 Punkte) ist eine weitere Frage, über die man diskutieren könnte. Trotzdem bleibt aber immerhin: Es existieren verbindliche Grenzwerte, die nicht dem Belieben des MPU-Gutachters überlassen sind.
MPU = Willkürlich = Strafe?
Wir waren ja auf der Suche nach der Strafe. Da die Willkür inzwischen als auf ein Minimum reduziert angesehen werden kann, verkürzt sich die Frage auf MPU = Strafe. Auch das stimmt so aber nicht, denn ihre Funktion ist ja eine ganz andere:
Weiter oben wurde erklärt, dass bei der MPU ganz oben immer die Gefährdung steht. Wer zur MPU muss, der hat sich was geleistet, das nach den aktuellen Einschätzungen eine erhebliche Gefahr darstellt. Das soll eliminiert werden. Es ist also zu überpüfen, ob Ihr Verhalten im Straßenverkehr weterhin eine deutlich erhöhte Gefahr darstellt. Wenn ja, dann soll Ihnen die Fahrerlaubnis im Interesse der Anderen nicht mehr gegeben werden.
Die MPU ist als Chance zu sehen
Sie haben sich durch Ihr Verhalten als erhebliche Gefahr für andere erwiesen. Dafür wurden Sie bereits ausreichend bestraft (finanziell und durch eine Sperrfrist meistens). Haben Sie sich inzwischen nachhaltig zum Positiven hin verändert? Wenn ja, dann treten Sie zur MPU an und erhalten damit die Gelegenheit zu belegen, dass Sie jetzt dauerhaft keine erhöhte Gefahr mehr darstellen und man Sie wieder auf die Allgemeinheit loslassen kann. – Das und nichts anderes ist der Sinn der MPU. Mit Strafe hat das nichts zu tun.
Keine Strafe – aber… ?
Dass die MPU so oft als zusätzliche Strafe missverstanden wird, das liegt einfach daran, dass völlig naiv, ahnungslos und unvorbereitet angetreten wird. Das kann aber nur in die Hose gehen, denn die MPU ist eine anspruchsvolle und schwierige Prüfung und kein kleiner Smalltalk. Es ist ein Einzelgespräch von ca. einer Stunde Dauer, bei dem der Schwarze Peter bei Ihnen liegt. Hier geht es nicht nach dem Prinzip „im Zweifel für den Angeklagten“, sondern wenn der kleinste Zweifel bleibt wird im Interesse der Allgemeinheit entschieden, das vor besonderen Gefahren wie Ihnen geschützt werden möchte! Und das bedeutet negatives Gutachten. Punkt.
Der Gutachter hat ein Problem
Er kennt Sie nicht. Er sieht Sie zum ersten Mal. Das einzige, was er über Sie weiß, ist das, was in der Führerscheinakte steht. Trotzdem soll er eine solide Prognose darüber abgeben, wie Sie sich in Zukunft verhalten werden. Und dafür hat er nur ungefähr eine Stunde Zeit.
Ich meine, man braucht nicht viel Fantasie um zu erkennen, dass diese Aufgabe nicht wirklich seriös zu leisten ist!
Wie so oft wird deshalb mit Kompromissen gearbeitet. Ein solcher Kompromiss besteht darin, dass es feste Vorgaben gibt, wie die Begutachtung zu erfolgen hat und nach welchen Kriterien die Prognose zu erstellen ist. Ich meine, das ist immer noch um Längen besser als wenn der arme MPU-Psychologe in so knapper Zeit mit seiner Aufgabe allein gelassen würde, denn diese Vorgaben kann man nachlesen und für die Vorbereitung ganz gezielt nutzen. Leider bleibt aber mit einem doch recht starren Schema ein ganzes Stück weit der induviduelle Einzelfall auf der Strecke. Das ist ein ganz wesentlicher Schwachpunkt, der sich darin zeigt, dass z.B. trotz anspruchsvoller Begutachtung rund 1/3 der positiv bewerteten MPU-Kandidaten nach 5 Jahren den Führerschein wieder wegen Alkohol verloren haben. Das spricht nicht gerade für die Qualität der Prognose!
Welche Schlussfolgerung sollten Sie daraus ziehen?
Wie weiter oben schon dargelegt gibt es verbindliche Beurteilungskriterien, an die sich der MPU-Gutachter halten muss. Eine effektive Vorbereitung muss genau daran ansetzen: Wer diese Kriterien nicht kennt und seine Vorbereitung darauf ausrichtet, der wird schlechte Karten haben bei der MPU. Seltsamerweise setzen aber gerade Verkehrspsychologen eben nicht hier an. Sie verfolgen stattdessen einen klassisch therapeutischen Ansatz.
Lesen Sie hier:
Mein Beitrag zum Thema Verkehrspsychologie
Mein Konzept zu effektiver MPU-Vorbereitung sieht deshalb anders aus, und es hat sich in inzwischen 10 Jahren bewährt: