Verkehrstherapie:
Was Sie dazu unbedingt wissen sollten
Darum geht es hier:
Zur MPU-Vorbereitung wird meistens Verkehrstherapie empfohlen - ein Begriff, der nur den Wenigsten wirklich was sagen dürfte. "Nanu, wieso soll ich denn eine Therapie machen? Ich bin doch nicht krank!"
Ich selber hatte auch schon mal das sehr zweifelhafte "Vergnügen" die MPU aus der Perspektive des Betroffenen kennenzulernen. Ich hatte damals das ganz starke Gefühl absichtlich möglichst in einem Zustand hoher Unsicherheit gehalten zu werden um immer noch weitere Sitzungen "rauszuschinden".
Obwohl ich selbst Verkehrspsychologe bin, teile ich viele gängige Sichtweisen ganz und gar nicht. Es lohnt sich diesen nicht ganz kurzen Beitrag aufmerksam durchzulesen. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Auch wenn es Ihnen vielleicht unnötig erscheint und deshalb lästig sein mag: Zur Vermeidung von Missverständnissen ist es wichtig, dass Sie verstehen, was Ihnen im Zusammenhang mit der MPU begegnen wird.
Begriffsklärung:
Verkehrspsychologie und Verkehrstherapie
- Verkehrspsychologie ist eine Sparte der Psychologie, die sich mit menschlichem Verhalten im Straßenverkehr befasst, und dort mit besonderem Blick auf Problemverhalten, das erhöhte Unfallgefahr bringt.
- Verkehrstherapie ist die Anwendung von aus der Verkehrspsychologie gewonnenen Erkenntnissen. Das Ziel dabei ist die dauerhafte Veränderung des Problemverhaltens.
So weit ist dagegen auch nichts zu sagen, meine ich. Unerfreulich kann es aber werden, wenn das Verständnis des Verkehrstherapeuten deutlich von dem abweicht, was das Interesse des Klienten ist. Vor einiger Zeit habe ich auf einer Homepage, auf der es um die Themen MPU und Verkehrstherapie ging, einen Satz gelesen, den man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen sollte:
Zitat:
"MPU-Fragen gehören nicht in eine Verkehrstherapie, da sie von den therapeutischen Zielen ablenken."
Dieser Mensch scheint sich so ausgeprägt in der Rolle des "wissenden Therapeuten" zu fühlen, dass es ihm egal ist, ob seine eigenen therapeutischen Ziele identisch sind mit dem, was der zahlende Klient erreichen will!
Oder anders ausgedrückt: Das Bestehen der MPU ist für ihn gar kein therapeutisches Ziel! Sein Thema ist nicht die MPU.
Wie kann das sein?
Wie ich weiter oben geschrieben habe, geht es bei der Verkehrstherapie darum, das problematische Verhalten im Straßenverkehr abzustellen - also "weg-zu-therapieren". Was im Einzelfall dafür notwendig ist, das kann nicht nur sehr unterschiedlich sein, sondern die Methoden werden auch stark davon abhängen welcher psychologischen Schule der Therapeut nahe steht. Meistens wird es die Verhaltenstherapie sein. Die Therapie war erfolgreich, wenn der Klient tatsächlich in Zukunft sein problematisches Verhalten dauerhaft abgestellt hat. Die therapeutische Arbeit ist damit beendet. Was der Klient weiter anfängt (nämlich zur MPU antritt, um bald wieder fahren zu dürfen), das ist sein Privatvergnügen und braucht den Hardcore-Verkehrstherapeuten nicht mehr zu kümmern.
Hier lauert ein Problem
Die praktische Erfahrung lehrt, dass Prognosen über zukünftiges Verhalten oft nicht viel Wert sind. So zeigt z.B. die Statistik recht eindrucksvoll, dass rund 30 Prozent der Kandidaten, die eine Alkohol-MPU bestanden haben (also eine positive Prognose bekommen haben), 5 Jahre später den Führerschein bereits wieder wegen Alkohol verloren haben.
Überlegen Sie mal
Auf den ersten Blick befassen sich der Verkehrstherapeut und der psychologische MPU-Gutachter mit dem gleichen Thema: die Fahrtauglichkeit. Der Verkehrstherapeut ist - salopp ausgedrückt - der "Handwerker", der einen Defekt zu beheben hat, und der MPU-Gutachter überprüft, ob ihm das gelungen ist. Jeder hat also seinen klar abgegrenzten Aufgabenbereich.
Sehr seltsam finde ich aber dann eine Denkweise, wie oben zitiert (MPU-Fragen gehören nicht in eine Verkehrstherapie, da sie von den therapeutischen Zielen ablenken), denn es ist ja nicht ungewöhnlich, dass etwas überprüft werden soll.
Ein Beispiel
Nehmen wir mal die Fahrprüfung als Beispiel. Es ist ziemlich genau festgelegt wie eine solche Prüfungsfahrt ablaufen muss. Mal ehrlich: Würden Sie zu einer Fahrschule gehen, deren Fahrlehrer Sie nicht auf die Besonderheiten der Fahrprüfung vorbereiten will?
Vergleichbar ist das durchaus mit der MPU. Die Fahrprüfung und das MPU-Gutachtergespräch dauern beide ungefähr 45 Minuten. Weil es unmöglich ist in dieser knappen Zeit einen umfassenden Gesamteindruck zu bekommen, macht es (auch bei aller Kritik daran) doch einen gewissen Sinn, dass es Vorgaben gibt, die regeln, was auf jeden Fall gemacht werden muss. Dadurch wird mögliche Willkür eingeschränkt und die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Prüfungen verbessert.
Bleiben wir noch kurz beim Beispiel Fahrprüfung: Nicht alle Vorgaben werden in der späteren Alltagspraxis wirklich so eng umgesetzt (z.B. dass an einem Stoppschild das Fahrzeug immer bis zum völligen Stillstand gebracht werden muss), sind aber prüfungsrelevant, um nicht durchzufallen. Vergleichbares gibt es bei der MPU auch. Ich meine, jeder Verkehrstherapeut, der auf solche nicht selbstverständliche Punkte nicht ausdrücklich hinweist, lässt seinen Klient ins offene Messer laufen!
Das Ziel klar benennen
Es ist keine Seltenheit, dass das angestrebte Ziel gar nicht ausdrücklich benannt wird. Wer dabei an einen Verkehrstherapeut der speziellen Sorte gerät (MPU-Fragen gehören nicht in eine Verkehrstherapie…), der wird eventuell ganz schön dumm aus der Wäsche gucken!
Was Sie bei mir bekommen:
Oberstes Ziel meiner MPU-Vorbereitung ist es, dass Sie den Führerschein zügig mit maximaler Erfolgsaussicht wieder bekommen (oder behalten, falls er noch nicht entzogen wurde).
Ich arbeite nicht mit "doppeltem Boden". In meiner MPU-Vorbereitung steht das Gespräch mit dem MPU-Gutachter im Vordergrund, weil es der Dreh- und Angelpunkt zum Bestehen der MPU ist.
Der Zweck der Begutachtung ist es ja festzustellen, ob Sie alles gut aufgearbeitet und sich ausreichend verändert haben, dass Sie jetzt keine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer mehr sind. Ich meine, nichts ist naheliegender als dazu direkt an der Gesprächssituation anzusetzen ohne Umwege. Das geht am schnellsten und ist am effektivsten.
Noch eine Anmerkung:
Oft wird von Psychologen versucht den Klienten möglichst trickreich so zu "steuern", dass er glaubt, er wäre auf alles selber drauf gekommen. Die klammheimliche Hoffnung dabei ist, dass die so erreichte Einsicht zu einer stabileren Verhaltensänderung führt. Statistisch nachweisbar ist das nicht. Und ich finde es mehr als albern und völlig unangemessen mit nicht psychisch massiv gestörten erwachsenen Menschen so umgehen zu wollen. Das ist keine Kommunikation auf Augenhöhe, sondern der Therapeut "weiß, wo es lang geht" und "erzieht" den Klient im Rahmen der Verkehrstherapie. - Mir liegt das nicht!
Zusammenfassung:
Der MPU-Klient hat als zahlender Kunde ein Recht darauf zu wissen, was er einkauft. Deshalb kläre ich zuerst ab, worin das Ziel meiner Maßnahme (die schnellstmögliche Wiedererlangung des Führerscheins) besteht und wie es erreicht werden soll. Es versteht sich von selbst, dass in meiner MPU-Vorbereitung auch solche Punkte zur Sprache kommen müssen wie Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer und Einsicht in das Problematische des Verhaltens im Verkehr. Das ist einfach wesentlicher Teil der MPU.
Ich werde aber ganz bestimmt nicht um den heißen Brei herum reden, sondern ganz konkret darlegen wie das Gespräch bei der Begutachtung ablaufen wird und welches Raster hinter welchen Fragenthemen steht.
Die MPU hat einen hohen Anspruch: Einzelfall-Begutachtung mit dem Ziel einer Prognose über künftiges Verhalten. Dafür gibt es sehr detaillierte Richtlinien. Deshalb finde ich es nur konsequent, dass der MPU-Klient von mir über diese Richtlinien und ihre Konsequenz in allen Einzelheiten informiert wird.
Sehr wichtig ist mir auch, dass die Kommunikation in meiner MPU-Vorbereitung auf Augenhöhe erfolgt und nicht durch mich verdeckt irgendwelche Manipulationen vorgenommen werden. Die Methode, nach der ich arbeite, hat auch einen offiziellen Namen: Es ist ein kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansatz.