Verkehrstherapie:
Wichtig zu wissen

Was dieser Beitrag behandelt:

  • Was ist Verkehrstherapie?
  • Das sollten Sie beachten
  • Muss ich das machen?

Begriffsklärung:
Verkehrspsychologie und Verkehrstherapie

Früher oder späher stoßen Sie bei der MPU-Vorbereitung sicher auf die beiden Begriffe. Um Unklarheiten zu vermeiden hier die Definition:

Darin ist noch keine Wertung enthalten. Unerfreulich kann es aber werden, wenn das Verständnis des Verkehrstherapeuten deutlich von dem abweicht, was das Interesse des Klienten ist. Vor einiger Zeit habe ich auf einer Homepage, auf der es um die Themen MPU und Verkehrstherapie ging, einen Satz gelesen, den man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen sollte:

Aussage eines Verkehrstherapeuten:

"MPU-Fragen gehören nicht in eine Verkehrstherapie, da sie von den therapeutischen Zielen ablenken."

Dieser Mensch scheint sich so ausgeprägt in der Rolle des "wissenden Therapeuten" zu fühlen, dass es ihm egal ist, ob seine eigenen therapeutischen Ziele identisch sind mit dem, was der zahlende Klient erreichen will! Oder anders ausgedrückt: Das Bestehen der MPU ist für ihn anscheinend kein therapeutisches Ziel! Sein Thema ist nicht der Führerschein.

Wie kann das sein?

Wie ich weiter oben geschrieben habe, geht es bei der Verkehrstherapie darum, das problematische Verhalten im Straßenverkehr abzustellen - also "weg-zu-therapieren". Was im Einzelfall dafür notwendig ist, das kann nicht nur sehr unterschiedlich sein, sondern die Methoden werden auch stark davon abhängen welcher psychologischen Schule der Therapeut nahe steht. Meistens wird es die Verhaltenstherapie sein. Die Therapie war erfolgreich, wenn der Klient tatsächlich in Zukunft sein problematisches Verhalten dauerhaft abgestellt hat. Die therapeutische Arbeit ist damit beendet. Was der Klient weiter anfängt (nämlich zur MPU antritt, um bald wieder fahren zu dürfen), das ist sein Privatvergnügen und braucht den Hardcore-Verkehrstherapeuten nicht mehr zu kümmern.

Hier lauert ein Problem

Die praktische Erfahrung lehrt, dass Prognosen über zukünftiges Verhalten oft nicht viel Wert sind. So zeigt z.B. die Statistik recht eindrucksvoll, dass rund 30 Prozent der Kandidaten, die eine Alkohol-MPU bestanden haben (also eine positive Prognose bekommen haben), 5 Jahre später den Führerschein bereits wieder wegen Alkohol verloren haben.

Überlegen Sie mal

Auf den ersten Blick befassen sich der Verkehrstherapeut und der psychologische MPU-Gutachter mit dem gleichen Thema: die Fahrtauglichkeit. Der Verkehrstherapeut ist - salopp ausgedrückt - der "Handwerker", der einen Defekt zu beheben hat, und der MPU-Gutachter überprüft, ob ihm das gelungen ist. Jeder hat also seinen klar abgegrenzten Aufgabenbereich.

Sehr seltsam finde ich aber dann eine Denkweise, wie oben zitiert (MPU-Fragen gehören nicht in eine Verkehrstherapie, da sie von den therapeutischen Zielen ablenken), denn es ist ja nicht ungewöhnlich, dass etwas überprüft werden soll.

Nehmen wir mal die Fahrprüfung als Beispiel. Es ist ziemlich genau festgelegt wie eine solche Prüfungsfahrt ablaufen muss. Mal ehrlich: Würden Sie zu einer Fahrschule gehen, deren Fahrlehrer Sie nicht auf die Besonderheiten der Fahrprüfung vorbereiten will? - Sicher nicht werden die meisten sagen.

Vergleichbar ist das durchaus mit der MPU. Die Fahrprüfung und das MPU-Gutachtergespräch dauern beide ungefähr 45 Minuten. Weil es unmöglich ist in dieser knappen Zeit einen umfassenden Gesamteindruck zu bekommen, macht es (auch bei aller Kritik daran) doch einen gewissen Sinn, dass es Vorgaben gibt, die regeln, was auf jeden Fall gemacht werden muss. Dadurch wird mögliche Willkür eingeschränkt und die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Prüfungen verbessert.

Bleiben wir noch kurz beim Beispiel Fahrprüfung: Nicht alle Vorgaben werden in der späteren Alltagspraxis wirklich so eng umgesetzt (z.B. dass an einem Stoppschild das Fahrzeug immer bis zum völligen Stillstand gebracht werden muss), sind aber prüfungsrelevant, um nicht durchzufallen. Vergleichbares gibt es bei der MPU auch. Ich meine, jeder Verkehrstherapeut, der auf solche nicht selbstverständliche Punkte nicht ausdrücklich hinweist, lässt seinen Klient ins offene Messer laufen!

♦ Randbemerkung ♦

Warum verhalten sich manche Verkehrstherapeuten so?

Ursache ist das Grundverständnis der MPU. Beim klassischen Therapieverständnis geht es ja um die Veränderung des Menschen in eine bestimmte erwünschte Richtung. Damit ist es aber noch nicht getan: Es soll auch eine Möglichkeit geben den Erfolg der Veränderung zu überprüfen. Bei der MPU ist der MPU-Gutachter diese Instanz. Wer die "Werkzeuge des Gutachters" gut kennt hat natürlich einen Vorteil. Darin sehen manche Verkehrspsychologen eine Verfälschung der Überprüfung - ungefähr so, wie wenn einige Schüler die Fragen der Klassenarbeit schon vorher kennen würden.

Ich empfehle Ihnen deshalb dringend vor Beginn einer MPU-Vorbereitungsmaßnahme ausdrücklich zu klären was das genaue Ziel der Vorbereitungsmaßnahme ist. Nur so können Sie sicher sein, dass es beiden Beteiligten vorrangig um Ihren Führerschein geht. Fragen Sie auch ausdrücklich nach ob die detaillierte Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Gutachter Bestandteil der Maßnahme sein wird.

Du sollst nicht merken…

Oft wird von Psychologen versucht den Klienten möglichst trickreich so zu "steuern", dass er glaubt, er wäre auf alles selber drauf gekommen. Die klammheimliche Hoffnung dabei ist, dass die so erreichte Einsicht zu einer stabileren Verhaltensänderung führt. Statistisch nachweisbar ist das nicht. Und ich finde es mehr als albern und völlig unangemessen mit nicht psychisch massiv gestörten erwachsenen Menschen so umgehen zu wollen.

Zusammenfassung:

Es gibt keine Vorgabe auf welche Weise Sie sich auf die MPU vorbereiten müssen. Ein weit verbreiteter Aberglaube ist es auch, dass man schlechtere Chancen hat, wenn man nicht einen (oft teuren, aber minderwertigen) Kurs bei der Tochterfirma der MPU-Stelle gemacht hat. Auch die Tatsache, dass der Anbieter vielleicht vorher selber mal MPU-Gutachter war, sagt nichts darüber aus wie seine Arbeitsweise jetzt als MPU-Vorbereiter aussieht.

Ich strebe mit meinen Klienten Kommunikation auf Augenhöhe an und nicht "Erziehung durch die Hintertür."