Die richtige Story liefern?
Das Wichtigste zusammengefasst:
- Falsche Erwartungen
Ich denk mir eine richtig gute Story aus, warum ich mich so verhalten hab, und dann hab ich die MPU schon so gut wie in der Tasche! Oder nicht? - Warum das keine gute Idee ist.
Erfahren Sie hier, wie die Wirklichkeit aussieht.
Wie MPU-Begutachtung funktioniert
"Mit einer guten Story besteh ich die MPU ganz easy!" Das hör ich immer wieder. Es ist eines der nicht auszurottenden hartnäckigen Gerüchte. Schauen wir uns also genauer an was davon zu halten ist.
Was der MPU-Gutachter von Ihnen erwartet
Sie müssen dem Gutachter nachvollziehbar erklären können, wieso es zu dem problematischen Verhalten gekommen ist, wegen dem Sie jetzt zur MPU müssen. Wer sich noch keine weiteren Gedanken dazu gemacht hat wird meistens nicht viel Konkretes berichten können. Eventuell ist man sogar versucht zu sagen: "Es gab gar keinen besonderen Grund."
Damit wird der Gutachter aber nicht zufrieden sein. Sein psychologisches Verständnis sagt ihm: Niemand handelt "einfach nur so" ohne jeden Grund. Er ist Verkehrspsychologe. Diese Richtung baut auf der Lehre der Lernpsychologie auf.
Lernpsychologie nach B.F.Skinner:
Der Mensch tut das, was ihm etwas Angenehmes bringt, immer öfter. Allem Unangenehmem versucht er aus dem Weg zu gehen.
Nach dieser psychologischen Grundannahme muss es also etwas gegeben haben, das Ihr problematisches Verhalten mit etwas für Sie Angenehmem verbunden hat. Dieser Zusammenhang ist nicht immer unmittelbar zu erkennen. Er kann verdeckt sein. Ihn herauszuarbeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Vorbereitung auf die MPU. Wenn Sie diesen wichtigen Schritt nicht sauber erledigt haben, darf Ihnen der Gutachter keine positive Prognose geben!

Die "Story-Methode"
Es ist verlockend zur so genannten "Story-Methode" zu greifen:
Man greift auf eine entsprechend vorbereitete Geschichte zurück. Oft sind das sehr allgemein gehaltene Themen, weil sie ja möglichst universell passen sollen. Man lernt eine rein fiktive Geschichte auswendig und spielt durch, wie man auf bestimmte zu erwartende Nachfragen reagieren sollte.
Hört sich doch gar nicht so schlecht an, oder? Es können so keine überraschenden Fragen kommen und mir kann nix mehr passieren!
Überlegen Sie mal:
- Der Gutachter macht seinen Job nicht erst seit gestern. Was glauben Sie wohl, wie oft er solche meistens mehr schlecht als recht zusammengebastelte Stories präsentiert bekommt?
- Glauben Sie wirklich, es fällt ihm nicht auf, wenn er schon zum soundsovielten Mal die gleiche Story zu hören bekommt, bei der lediglich Namen und Daten ausgetauscht sind?

Dieser Mann paukt seine Story für die MPU. Ob er damit wohl Erfolg haben wird?
Warum das nicht zu empfehlen ist
Der Gutachter weiß, dass ihn jeder zweite MPU-Kandidat mehr oder weniger unverfroren anlügt. Das geschieht oft deshalb, weil viele glauben, dass es einfach "sozial erwünscht" sei bestimmte Dinge zu behaupten, die sich halt gut anhören. Um das zu entlarven, benutzt er Gesprächs- und Fragetechniken, mit denen er auswendig Gelerntes erkennen kann. Sie müssten schon ein wirklich perfekter Schauspieler sein um hier nicht aufzufallen.
Es macht einfach keinen Sinn, irgendeine künstliche Story auswendig zu lernen und so lange zu trainieren, bis Sie es mit viel Glück vielleicht sogar schaffen damit "durch-zu-rutschen". In viel weniger Zeit können Sie mit professioneller Unterstützung den eigenen Fall so aufarbeiten, dass Sie damit ohne Mogelei die MPU bestehen werden.
Unseriöse MPU-Vorbereiter locken mit der Story-Masche unsichere und leichtgläubige Klienten an. Angeblich darf man auf keinen Fall sagen was wirklich war. Wenn man die perfekte Story lernt, kann einem nix passieren!
Dazu kommt oft noch, dass einem das eigene Verhalten peinlich ist und man nicht offen drüber reden mag. Man nimmt deshalb gern ein solches Angebot an, mit dem man sich hinter was scheinbar Harmlosem verstecken kann.
Und die Wahrheit?
Die Wahrheit ist einfacher als Sie wahrscheinlich denken werden:
- Der Gutachter geht von vorne rein davon aus, dass Sie sich "allerhand geleistet" haben im Straßenverkehr, denn sonst wären Sie ja jetzt nicht bei der MPU. Deshalb ist es völlig unnötig und meistens sogar kontraproduktiv, wenn Sie sich bemühen alles zu glätten und verharmlosen.
- Wenn Sie bei der ungeschönten Wahrheit bleiben, besteht keine Gefahr, dass Sie sich verplappern könnten (wie bei einer Story).
- Den Gutachter interessiert ja der Hintergrund für Ihr Verhalten. Wenn Sie den in einer vernünftigen MPU-Vorbereitung sauber aufgearbeitet haben, brauchen Sie auch keine Angst vor intensiven Nachfragen haben. Eine auswendig gelernte Story kann das nicht leisten.
Ihr Ziel
Wenn Sie verstehen wie der MPU-Gutachter arbeitet. werden Sie merken, dass seine Fragen jeweils einem ganz bestimmten Zweck dienen und können ihm im Idealfall "zuarbeiten" mit Ihren Antworten. Das Gespräch verliert den Charakter eines Verhörs und sollte sich dem Stil eines Interviews annähern, wodurch es einen guten Teil an Bedrohlichkeit verliert.
Zusammenfassung:
Die MPU ist keine Geheimwissenschaft und auch kein Würfelspiel. Ziel ist die Prognose Ihres zukünftigen Verhaltens, um zu entscheiden, ob Sie weiterhin eine hohe Gefährdung sind. Woran sich der Gutachter dabei orientieren muss, ist eindeutig festgelegt. Gute Vorbereitung auf die MPU bedeutet deshalb, dass Sie Ihren individuellen Fall so aufbereiten, dass ein deutlich sichtbarer Roter Faden entsteht, der die auf Ihren Fall angewandten Kriterien so verbindet, dass am Ende die positive Begutachtung stehen muss.
Lesen Sie hier mehr: MPU-Grundlagen verstehen