Ärztliches Gutachten

Was dieser Beitrag behandelt:

  • Die Einordnung des ärztlichen Gutachtens
  • ärztliches Gutachten und MPU
  • Kosten
  • strategisch denken

Auch beim ärztlichen Gutachten stehen die beiden Faktoren Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer und die Frage nach der Fahreignung im Vordergrund.

Die medizinische Seite der Fahrtauglichkeit

Es kann viele Anlässe geben warum ein solches Gutachten verlangt wird. Das können z.B. k&ounml;rperliche Beeinträchtigungen durch eine Behinderung. einen Unfall oder eine Erkrankung sein. Mit dem ärztlichen Gutachten sollen dabei nicht nur Art und Ausmaß der Beeinträchtigung überprüft werden, sondern mit Blick auf die Fahrtauglichkeit ist vor allem die Frage nach Kompensationsmöglichkeiten von Interesse.

Der ärztliche Gutachter darf aber kein gewöhnlicher Hausarzt sein, der einem in den Hals schaut, ein bisschen mit dem Hämmerchen aufs Knie haut und am Ende ein Rezept rausschreibt, sondern er muss die Qualifikation eines Verkehrsmediziners haben. Er steht dem Klient in der Rolle eines Gutachters gegenüber.

Ich habe in den 15 Jahren meiner MPU-Vorbereitung auch schon oft auf spezielle ärztlichen Gutachten vorbereitet, darunter auch schwerwiegende psychische Störungen wie Psychosen und Schizophrenie. Wenn gewährleistet ist, dass der Betreffende medikamentös stabil eingestellt ist und unter ärztlicher Kontrolle steht, ist Fahrtauglichkeit in vielen Fällen ohne weiteres gegeben. Mit einer passgenauen Vorbereitung brauchen auch solche Klienten das ärztliche Gutachten nicht zu fürchten.

Vor voraus eilendem Gehorsam wird gewarnt

Als Führerscheininhaber, der sich noch nichts zu Schulden kommen hat lassen, wird Ihnen ein ganz erheblicher Vertrauensvorschuss entgegen gebracht. So wird sich ein verantwortungsbewusst handelnder Autofahrer ja nicht völlig übermüdet oder mit 39° Fieber ans Steuer setzen. Meistens funktioniert es, dass man die eigene Fahrtüchtigkeit ganz gut einschätzen kann.

Wenn sich aber etwas ereignet hat, das die Fahrtüchtigkeit dauerhaft beeinträchtigt, dann bedeutet der Vertrauensvorschuss, dass es immer noch Ihnen selbst überlassen ist angemessen darauf zu reagieren (z.B. Gespräch mit dem Arzt, Gang zu einer spezialisierten Fahrschule o.ä.).

Es wäre keine gute Idee zur Führerscheinstelle zu gehen und zu fragen: "Ich fühle mich beeinträchtigt, wollen Sie mich mal untersuchen?"

Wie kommt es zum ärztlichen Gutachten?

Entweder ist etwas vorgefallen und aktenkundig geworden, wodurch Zweifel an der Fahrtauglichkeit begründet erscheinen, oder es ist einfach eine entsprechende Information von außen an die Führerscheinstelle gelangt. Egal worum genau es im Einzelfall geht, sollte man aber auf keinen Fall auf den Gedanken verfallen, dass es sich halt um eine ganz normale medizinische Untersuchung handeln wird

Ärztliches Gutachten wegen Drogenkonsum

Die meisten, die zu einem ärztlichen Gutachten antreten müssen, haben aber gar keine körperlichen Gebrechen. Sie sind im Zusammenhang mit Drogen auffällig geworden, und zwar eventuell sogar ganz ohne Teilnahme am Straßenverkehr - ein echtes Kuriosum, finde ich.

Besonderheit Drogen und MPU

Anders als bei Alkohol gibt es bei Drogenkonsum erhebliche Unterschiede:

  1. Alkohol ist in unserer Gesellschaft trotz unbestrittener schwerer Folgen erstaunlich weit ganz offiziell akzeptiert. Das zeigen schon die detaillierten und fein abgestuften Grenzwerte ab 0,5‰. Bei Drogenkonsum - ganz besonders bei der "weichen" Droge Cannabis - gibt es diese Abstufung aber nicht.
  2. Aber auch dann, wenn ein Gerichtsverfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt wird, zieht es sehr oft Konsequenzen nach sich, wenn diese Information zur Führerscheinstelle gelangt (heißt faktisch: sehr oft!).
  3. Für die Führerscheinstelle reicht es meistens bereits um tätig zu werden, wenn man mit 1,0 ng/kg oder mehr erwischt wurde.

Probierkonsum - Gelegenheitskonsum - Gewohnheitskonsum

Das ärztliche Gutachten soll klären wie das Konsumverhalten beim Betroffenen aussieht. Je nachdem, zu welchem Ergebnis der medizinische Gutachter kommt, erfolgt Einordnung in eine der drei Schubladen:

Wenn Sie fahrenderweise mit mehr als 1,0 ng/kg THC erwischt wurden, ist eine MPU schon sehr wahrscheinlich. Es ist aber üblich, dass erst mal das Konsumverhalten überprüft wird, da bei einem reinen Einmalkonsum keine MPU verlangt werden darf. Zu diesem Zweck wird zunächst ein ärztliches Gutachten verlangt.

Nun ist es aber so, dass die gemessenen Wert etwas drüber aussagen, ob Einmalkonsum möglich ist. Dazu wird vor allem auf den Langzeit-Abbauwert THC-COOH geschaut. Es gibt zwar keine feste Grenze, aber bei THC-COOH größer 10 ist echter Einmalkonsum extrem unwahrscheinlich und wird deshalb beim ärztlichen Gutachten nicht mehr geglaubt werden.

Ärztliches Gutachten: Wichtige Empfehlung

Es tickt eine Zeitbombe für Ihren Führerschein. Rechnen Sie ernsthaft damit, dass früher oder später von Ihnen ein ärztliches Gutachten verlangt werden kann, weil die Führerscheinstelle den Verdacht hat, dass bei Ihnen Drogen-Konsum und Teilnahme am Straßenverkehr zusammen vorkommen könnten. Der ärztliche Gutachter soll das genauer unter die Lupe nehmen.

Es ist deshalb dringend anzuraten, dass Sie jeglichen Konsum sofort einstellen. Die Aufforderung zum ärztlichen Gutachten lässt nur selten viel Zeit. Es ist deshalb wichtig, dass Sie "sauber" sind und bei Ihnen im Urin auch keine Langzeit-Abbaustoffe zu finden sind.

Ärztliches Gutachten und MPU

Das ist leider sehr häl;fig. Besonders ärgerlich daran ist, dass das ärgerliche Gutachten ganz schön kostspielig ist. Es gibt keine Preisbindung, aber Kosten von 800 bis 1000 € sind normal. Man könnte ja erwarten, dass bei der MPU der medizinische Teil nicht mehr gebraucht wird und die MPU billiger wird. Das ist aber nicht der Fall. Die MPU muss immer in vollem Umfang gemacht werden.

Schade um das Geld

Ja, tatsächlich ist das ärztliche Gutachten in dieser Konstellation oft rausgeworfenes Geld und zusätzliche Nerverei. Wenn schon klar ist, dass Einmalkonsum nicht möglich ist, können Sie versuchen, ob sich Ihr Sachbearbeiter darauf einlässt direkt MPU zu verlangen.

Aber Vorsicht:

Falls Sie Abstinenz brauchen, kann es zeitlich zu knapp werden. Das ärztliche Gutachten kann dann eventuell die "Notbremse" sein um auf diesem Weg den Abstinenznachweise bis zur MPU zu schaffen!

Bedenken Sie auch unbedingt, dass das Ergebnis des ä.G. selbstverständlich in Ihrer Führerscheinakte landet. Der kommende MPU-Gutachter wird das natürlich lesen. Deswegen ist es eminent wichtig, dass Sie hier strategisch handeln und es unbedingt vermeiden Dinge zu sagen, die nachher bei der MPU ein echtes Hindernis sein können!

Zusammenfassung

Ein ärztliches Gutachten ist nicht einfach nur eine harmlose medizinische Untersuchung. Vor allem im Zusammenhang mit Führerschein-Angelegenheiten sollte man deshalb grundsätzlich niemals unvorbereitet antreten.

Nehmen Sie so frühzeitig wie möglich Kontakt mit mir auf, weil hier bereits wichtige Weichenstellungen für eine spätere MPU stattfinden! Gut angepackt kann das ärztliche Gutachten aber sogar die MPU überflüssig machen oder zumindest die MPU-Fragestellung günstig eingrenzen.