Die Punkte-MPU

Was dieser Beitrag behandelt:

  • Punkte-Kandidaten sind meistens hartnäckige Wiederholungstäter
  • Keine Abstinenz-Möglichkeit
  • Die Suche nach Gründen

Punkte-MPU ist die häufigste V-Fragestellung

Die so genannten V-Fragestellungen beziehen sich auf Verstöße gegen verkehrsrechtliche Vorschriften. Es handelt sich dabei um Delikte wie Überschreiten der zulässigen Geschwindigkeit, Fahren mit Handy am Ohr, Überholen trotz Überholverbot, Überfahren einer roten Ampel, Nicht-Einhalten des Sicherheitsabstands und dergeichen mehr. Je nach Ausmaß des Verstoßes bekommt man einen oder mehrere Punkte im so genannten Fahreignungsregister (FAER - früher als Flensburger Verkehrszentralregister oder kurz Punktekonto bezeichnet).

Im Punktekonto werden die durch V-Delikte erhaltenen Punkte gesammelt. Je nachdem, was man "angestellt" hat, haben die Punkte eine unterschiedlich lange Verfallszeit:

Wer in seinem Punktekonto 8 Punkte oder mehr angesammelt hat, bekommt den Führerschein entzogen und muss zur MPU (Sperrfrist 6 Monate). Erst wenn er eine positive Prognose vorlegen kann, bekommt er die Fahrerlaubnis wieder.

Gefährdung reduzieren

Mit dem Punktesystem sollen solche Verkehrsteilnehmer herausgefiltert werden, die hartnäckig immer wieder die Vorschriften missachten. Auch wenn das bestimmt nicht jeder gerne hört: Die Statistik spricht eine deutliche Sprache und belegt den Zusammenhang zwischen hohem Punktestand und der Wahrscheinlichkeit der Beteiligung an Verkehrsunfällen. Deshalb geschieht es im Interesse aller Verkehrsteilnehmer, dass solche Hoch-Risiko-Gruppen aus dem Verkehr gezogen werden.

Die MPU als einziger Weg zurück zum Führerschein

Bei der Begutachtung müssen Sie dem Psychologen sehr detailliert erklären können, wieso Sie ja sehenden Auges auf die 8 Punkte losmarschiert sind und den Führerschein sozusagen aus dem Fenster geworfen haben.

Wer den Führerschein wegen Alkohol oder Drogen verloren hat, dem wird immerhin eingeräumt, dass er unter Einfluss berauschender Substanzen gestanden ist und deshalb mehr oder weniger stark in seinen Entscheidungen beeinträchtigt war. Diese Entschuldigung hat der Punkte-Delinquent aber nicht. Deshalb gilt die Punkte-MPU als besonders schwierig.

Nicht WOLLEN oder nicht KÖNNEN

Es ist naheliegend, dass sich niemand absichtlich ganz gezielt so verhält, dass ihm als Konsequenz der Führerschein entzogen wird. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, wieso es dann dazu kommen konnte. Mangelnde Intelligenz ist unwahrscheinlich als Erklärung, denn ab 4 oder 5 Punkten bekommt man eine Ermahnung von der Führerscheinstelle und ab 6 oder 7 Punkte eine Verwarnung über den Punktestand. Es ist also ausreichend sicher davon auszugehen, dass der Ernst der Lage allen Betroffenen bekannt sein müsste.

Es bleiben deshalb zunächst zwei Möglichkeiten: Entweder will er nicht Regeln beachten und verstößt ganz bewusst immer wieder dagegen (z.B. aus Trotz o.ä.; das ist dann die Hypothese V3), oder er schafft es einfach nicht die Regeln einzuhalten, obwohl er sich größte Mühe gibt (Hypothese V2). Ich meine es ist nachvollziehbar, dass diese Frage nicht unwichtig ist für die Prognose des zukünftigen Verhaltens.

Kennen Sie die Antwort?

Von ganz zentraler Bedeutung ist die Frage nach dem WARUM des Verhaltens für den MPU-Gutachter. Tatsächlich kommt es aber gar nicht so selten vor, dass der Kandidat oft selbst ziemlich ratlos vor der Frage steht, wieso er seinen Führerschein so leichtfertig und völlig nutzlos aufs Spiel gesetzt hat. Besonders offensichtlich wird das bei Geschwindigkeitsüberschreitungen von nur ganz wenig über 20 km/h hinaus. Niemand wird ernsthaft behaupten können, dass die 2 oder 3 km/h, wegen denen es einen weiteren Punkt gab, irgendeine Zeitersparnis gebracht hat.

Deshalb ist es oft so schwierig, dieses Verhalten halbwegs nachvollziehbar zu erklären. Wer hier aber die Antwort schuldig bleiben muss, hat schon verloren: Wer nicht einmal selber verstanden hat, was ihn zu so sinnlosem Verhalten gebracht hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft wieder in die gleiche Falle tappen! - Und auf dieser Grundlage ist nur eine negative Prognose möglich.

Ich denke, Sie verstehen jetzt, was bei einer Punkte-MPU auf Sie zukommt und dass es hier besonders nutzlos ist zu glauben, es würde was helfen einfach "die Wahrheit" zu sagen. Es geht nicht um Wahrheit (die steht ja haarklein in der Führerscheinakte nachzulesen). Gefragt ist die Aufarbeitung Ihrer Handlungsgründe. Dabei macht der MPU-Gutachter aber noch einen feinen Unterschieden zwischen äußerlichen und innerlichen Motiven für Ihr problematisches Verhalten.

Warum rein äußerlich Gründe nichts taugen

Ein typischer oft genannter äußerlicher Grund ist beispielsweise Zeitdruck. Der kann allerlei Ursachen haben (Druck vom Chef, schlechte Zeitplanung, im Stau gestanden…). Gemeinsam ist diesen Ursachen, dass sie auch in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder passieren können. Das sind alles Gründe, über die zu sagen man geneigt ist: "Ich konnte nichts dafür, mir blieb gar nichts anderes übrig!"

Der Gutachter wird Sie darauf mit einer Frage konfrontieren, die viele sprachlos werden lässt: "Erklären Sie mir mal, warum andere in Ihrer Situation den Führerschein nicht verloren haben."

Zusammenfassung:

Ihnen sollte deutlich geworden sein, dass eine Punkte-MPU auf einer ganz anderen Ebene angesiedelt ist als die Alkohol-MPU oder Drogen-MPU, da es keine Abstinenz-Nachweise gibt, die Sie vorlegen können. Dazu kommt, dass die Aufarbeitung als besonders anspruchsvoll gilt, denn der MPU-Gutachter will von Ihnen dinge wissen, über die Sie wahrscheinlich noch nie genauer nachgedacht haben.

Es gibt keine Vorgabe wie man sich auf die MPU vorbereiten muss. Die V-Fragestellungen, zu denen ja die Punkte-MPU gehört, sind sicher die Fragestellungen, bei denen Sie auf professionelle Hilfe am meisten angewiesen sind.