Die Punkte-MPU
Was dieser Beitrag behandelt:
Die Punkte-MPU gilt nicht von ungefähr als die deutlich schwierigste Begutachtung bei der MPU. Das hat zwei Gründe:
- Punkte-Kandidaten sind Wiederholungstäter und bringen deshalb eine schlechte Prognose mit, die nicht so leicht aus der Welt zu schaffen ist.
- Anders als bei Alkohol- oder Drogen-MPU haben die Punkte-Delinquenten keine Möglichkeit einen Abstinenz-Nachweis vorzulegen.
Punkte-MPU:
Die häufigste V-Fragestellung
Die so genannten V-Fragestellungen beziehen sich auf Verstöße gegen verkehrsrechtliche Vorschriften. Es handelt sich dabei um Delikte wie Überschreiten der zulässigen Geschwindigkeit, Fahren mit Handy am Ohr, Überholen trotz Überholverbot, Überfahren einer roten Ampel, Nicht-Einhalten des Sicherheitsabstands und dergeichen mehr. Je nach Ausmaß des Verstoßes bekommt man einen oder mehrere Punkte im so genannten Fahreignungsregister (FAER - früher als Flensburger Verkehrszentralregister oder kurz Punktekonto bezeichnet).
Im Punktekonto werden die durch V-Delikte erhaltenen Punkte gesammelt. Je nachdem, was man "angestellt" hat, haben die Punkte eine unterschiedlich lange Verfallszeit:
- Eintragungen mit 1 Punkt (Ordnungswidrigkeiten) pro Verstoß verjähren nach 2,5 Jahren.
- Eintragungen mit 2 Punkten (Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten) pro Verstoß verjähren nach 5 Jahren.
- Eintragungen mit 3 Punkten (Straftaten) pro Verstoß verjähren nach 10 Jahren.
Wer in seinem Punktekonto 8 Punkte oder mehr angesammelt hat, bekommt den Führerschein entzogen und muss zur MPU (Sperrfrist 6 Monate). Erst wenn er eine positive Prognose vorlegen kann, bekommt er die Fahrerlaubnis wieder.
Gefährdung reduzieren
Mit dem Punktesystem sollen solche Verkehrsteilnehmer herausgefiltert werden, die hartnäckig immer wieder die Vorschriften missachten. Auch wenn das bestimmt nicht jeder gerne hört: Die Statistik spricht eine deutliche Sprache und belegt den Zusammenhang zwischen hohem Punktestand und der Wahrscheinlichkeit der Beteiligung an Verkehrsunfällen. Deshalb geschieht es im Interesse aller Verkehrsteilnehmer, dass solche Hoch-Risiko-Gruppen aus dem Verkehr gezogen werden.
Die MPU als einziger Weg zurück zum Führerschein
Bei der Begutachtung müssen Sie dem Psychologen sehr detailliert erklären können, wieso Sie ja sehenden Auges auf die 8 Punkte losmarschiert sind und den Führerschein sozusagen aus dem Fenster geworfen haben.
Wer den Führerschein wegen Alkohol oder Drogen verloren hat, dem wird immerhin eingeräumt, dass er unter Einfluss berauschender Substanzen gestanden ist und deshalb mehr oder weniger stark in seinen Entscheidungen beeinträchtigt war. Diese Entschuldigung hat der Punkte-Delinquent aber nicht. Deshalb gilt die Punkte-MPU als besonders schwierig.
Nicht WOLLEN oder nicht KÖNNEN
Es ist naheliegend, dass sich niemand absichtlich ganz gezielt so verhält, dass ihm als Konsequenz der Führerschein entzogen wird. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, wieso es dann dazu kommen konnte. Mangelnde Intelligenz ist unwahrscheinlich als Erklärung, denn ab 4 oder 5 Punkten bekommt man eine Ermahnung von der Führerscheinstelle und ab 6 oder 7 Punkte eine Verwarnung über den Punktestand. Es ist also ausreichend sicher davon auszugehen, dass der Ernst der Lage allen Betroffenen bekannt sein müsste.
Es bleiben deshalb zunächst zwei Möglichkeiten: Entweder will er nicht Regeln beachten und verstößt ganz bewusst immer wieder dagegen (z.B. aus Trotz o.ä.; das ist dann die Schublade V3), oder er schafft es einfach nicht die Regeln einzuhalten, obwohl er sich größte Mühe gibt (Schublade V2). Ich meine es ist nachvollziehbar, dass diese Frage nicht unwichtig ist für die Prognose des zukünftigen Verhaltens.
Kennen Sie die Antwort?
Von ganz zentraler Bedeutung ist die Frage nach dem WARUM des Verhaltens für den MPU-Gutachter. Tatsächlich kommt es aber gar nicht so selten vor, dass der Kandidat oft selbst ziemlich ratlos vor der Frage steht, wieso er seinen Führerschein so leichtfertig und völlig nutzlos aufs Spiel gesetzt hat. Besonders offensichtlich wird das bei Geschwindigkeitsüberschreitungen von nur ganz wenig über 20 km/h hinaus. Niemand wird ernsthaft behaupten können, dass die 2 oder 3 km/h, wegen denen es einen weiteren Punkt gab, irgendeine Zeitersparnis gebracht hat.
Deshalb ist es oft so schwierig, dieses Verhalten halbwegs nachvollziehbar zu erklären. Wer hier aber die Antwort schuldig bleiben muss, hat schon verloren: Wer nicht einmal selber verstanden hat, was ihn zu so sinnlosem Verhalten gebracht hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft wieder in die gleiche Falle tappen! - Und auf dieser Grundlage ist nur eine negative Prognose möglich.
Zusammenfassung:
Ihnen sollte deutlich geworden sein, dass eine Punkte-MPU auf einer ganz anderen Ebene angesiedelt ist als die Alkohol-MPU oder Drogen-MPU, da es keine Abstinenz-Nachweise gibt, die Sie vorlegen können. Wer die Fahrerlaubnis entzogen bekommen hat und nicht mehr fahren darf, der hat keine Chance durch mustergültiges Fahrverhalten seine Änderung zu beweisen! Dadurch wird die Glaubwürdigkeit ein ernsthaftes Problem.
Die meisten Kandidaten, die zur MPU mit V-Fragestellung antreten müssen, sind als offensichtlich unbelehrbare Serientäter aufgefallen, und das trotz Sanktionen finanzieller Art und teilweise sogar schon erfolgter zeitlich begrenzter Fahrverbote. Warum sollte also der psychologische Gutachter einem solchen Mensch jetzt glauben, dass er in Zukunft plötzlich ein regeltreuer Verkehrsteilnehmer sein wird?
Deshalb ist es ganz besonders wichtig, dass Sie eine sehr gründliche Vorbereitung ganz gezielt auf das Gutachter-Gespräch absolviert haben, bevor Sie zur Punkte-MPU antreten.
Detaillierte Informationen finden Sie hier:
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