MPU - Strategie und Taktik

Was dieser Beitrag behandelt:

  • Was meint Strategie bei der MPU?
  • Wie sieht Ihre Taktik bei der MPU aus?

Begriffsklärung

Strategie und Taktik, ist das nicht so ziemlich dasselbe? Nein, nicht ganz: Die Strategie ist etwas Längerfristiges, ein übergeordnetes Konzept gewissermaßen. Bezogen auf Ihre MPU-Vorbereitung ist es sozusagen der rote Faden für Ihr Gespräch mit dem Gutachter. Ihre Strategie legt fest welche Eckpunkte Sie unbedingt zur Sprache bringen wollen, damit Ihr problematisches Verhalten in der Vergangenheit verständlich wird und die inzwischen stattgefundenen Veränderungen deutlich werden. Eine ausgefeilte Strategie ist deshalb sehr wichtig, damit Sie sich nicht verunsichern lassen und zu jedem Zeitpunkt genau erkennen können, wo Sie gerade stehen.

Die Taktik setzt eine Ebene weiter unten an. Sie betrifft Ihre Reaktion auf die einzelne Frage bei der MPU und ist selbstverständlich immer unter dem Aspekt Ihrer Strategie zu sehen. Beide hängen also eng zusammen, meinen aber nicht das Gleiche.

Die Frage nach der Strategie

Bedeutet Strategie für die MPU also, wie und wo Sie die Wahrheit sagen sollen und wo Sie lieber lügen soll? Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich rate meinen Kunden schon, dass sie so weit wie möglich bei der Wahrheit bleiben sollen, weil das der beste Schutz davor ist sich im Gespräch in Widersprüche zu verwickeln.

Ihr Leitgedanke für die MPU sollte das Zitat von Voltaire sein:

"Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen."

Oft hört oder liest man, dass der Gutachter ja neutral sein muss. Das stimmt aber nur sehr begrenzt. "Neutral" heißt nur, dass er Sie nicht gezielt aufs Kreuz legen und auch nicht einfach nach der Form Ihrer Nase beurteilen darf, aber das ist auch schon alles. Wenn man etwas genauer hinschaut, merkt man nämlich bald, dass er nicht auf Ihrer Seite stehen kann, denn bei der MPU geht es ja darum Gefahren abzuwenden. Diese Gefahren gingen ganz konkret von Ihrem problematischen Verhalten aus. Der Anspruch der Allgemeinheit auf Schutz wiegt schwerer als Ihr individuelles Interesse, bald wieder fahren zu dürfen. Der Gutachter darf deshalb erst dann auf Ihrer Seite stehen, wenn Sie ihn ganz klar überzeugen konnten, dass jetzt und in Zukunft keine Gefahr im Straßenverkehr mehr von Ihnen ausgeht.

Vergessen Sie nie:

Sie sitzen einem Gutachter (= strenger Prüfer) gegenüber und nicht einem Therapeut. Er hat die Aufgabe zu überprüen ob Sie weiterhin eine Gefahr im Straßenverkehr darstellen und nicht Sie zu "heilen"!

Zurück zum Thema Wahrheit

Es ist eine schwierige Gratwanderung, weil Sie bei der MPU ja aufgeschlossen und gesprächsbereit sein müssen, damit er Sie überhaupt begutachten kann und nicht gleich nach der sogenannten Hypothese Null der MPU abgelehnt werden müssen. Vor Gericht kann es ja manchmal die bessere Taktik sein überhaupt nichts zu sagen, um sich nicht selbst zu belasten - aber bei der MPU ist eisernes Schweigen schädlich, weil dann ein negatives Gutachten folgen würde. Nicht lügen ist die eine Sache, aber mindestens genau so wichtig ist die Strategie, die Sie dabei fahren. Einfach treu-naiv drauf los plappern und alles erwähnen, was man jemals im bisherigen Leben überhaupt angestellt hat, ist fast immer stark zu Ihrem Nachteil. Vermeiden Sie, dass problematische Dinge zur Sprache kommen, die zu untersuchen eigentlich gar nicht Aufgabe des Gutachters gewesen wäre. Wenn Sie allerdings selber das aus freien Stücken ansprechen, dann darf und muss er eventuell auch weiter nachfragen.

Ich hoffe, der Unterschied ist klar geworden: Lügengeschichten bei der MPU sind schon deshalb keine gute Idee, weil der Gutachter natürlich Routine hat und täglich so was aufgetischt bekommt. Er weiß sehr gut, wie sich Widersprüche entlarven lassen und die Glaubwürdigkeit zu überprüfen ist. Deshalb mein dringender Rat, bei der Wahrheit zu bleiben. Verwechseln Sie aber Wahrheit nicht mit unkritischer Ausplauderei, wenn Sie sich nicht selber schaden wollen!

Es ist extrem wichtig, dass Sie den Inhalt Ihrer Führerscheinakte ganz genau kennen (Achtung: Führerscheinakte ist nicht die Flensburger Akte, sondern die Akte, die bei der für Sie zuständigen regionalen Führerscheinstelle liegt). Wenn Sie es versäumen Akteneinsicht zu nehmen, spielen Sie freiwillig mit sehr ungleichen Karten!

Sie sollten immer im Kopf behalten welche Punkte auf jeden Fall zur Sprache kommen sollen, weil Sie für Ihren "Roten Faden" wichtig sind. Es gibt meistens eine so große Menge Einzelheiten und Feinheiten, dass im Gutachtergespräch niemals alles zur Sprache kommen kann. Deshalb besteht die gute Vorbereitung darin, dass Sie alles so aufbereiten, dass es perfekt zusammen passt und am Ende das positive Gutachten steht.

Wo bleibt die Taktik?

Ihre Taktik sollte ebenfalls gut vorbereitet sein, Wenn Sie eine abgeschlossene und in sich stimmige Strategie für die Präsentation genau Ihres Falles und der erfolgten Veränderungen haben, dann können Sie ja in jedem Moment des Gesprächs überprüfen, wo Sie gerade eben stehen und wie stimmig das mit Ihrem roten Faden ist. Gute taktische Vorbereitung bedeutet, dass Sie darauf vorbereitet sind den Ablauf des Gesprächs so geschickt zu beeinflussen, dass das Gespräch nicht auf einem für Sie ungünstigen Nebengleis landet.

Natürlich liegt die Gesprächsführung in der Hand des Gutachters, aber sie ist nicht beliebig, sondern muss in der begrenzten verfügbaren Zeit eine ganze Reihe fest vorgegebener Punkte abhandeln. Je klarer und in sich konsequenter Ihr roter Faden ist, umso besser und leichter werden Sie unangenehmen Aspekten aus dem Weg gehen können.

Zusammenfassung:

Sie sind dem Gutachter nicht hilflos ausgeliefert, wenn Ihre Vorbereitung stimmt. Natürlich ist nicht jeder Mensch der geborene Verkäfer oder Redner, und Nervosität kommt auch noch dazu. Ich werde Sie aber so vorbereiten, dass Sie das Ergebnis der sorgfältigen Aufarbeitung auch günstig präsentieren können und den Ablauf des Gesprächs vorab gut kennen.