Vorsicht: Falle - die schlimmsten Fehler bei der MPU
Es gibt eine ganze Reihe klassischer Fallen, vor denen Sie sich unbedingt in Acht nehmen sollen, damit Sie nicht auf dem direkten Weg zur negativen MPU unterwegs sind.
1. Die Sache mit der Glaubwürdigkeit
Sie bewegen sich immer dann auf sehr dünnem Eis, wenn Sie etwas behaupten, das statistisch extrem unwahrscheinlich ist. Wenn Sie trotzdem drauf beharren, müssen Sie damit rechnen, dass der MPU-Gutachter Beweise sehen will für Ihre Behauptung.
Dazu ein fiktives Beispiel:
Mal angenommen, Sie würden behaupten: "Ich kann fliegen!" Ob der Gutachter das glauben wird? Eher wohl nicht! Spannend würde es aber dann, wenn Sie aufstehen, das Fenster aufmachen und zur Demonstration eine kleine Runde drehen…
Sie finden, das ist ein blödes Beispiel? Okay, es ist etwas übertrieben, aber es zeigt, worum es bei bekanntermaßen sehr unwahrscheinlichen Dingen geht: Können Sie es beweisen oder nicht?
Zurück zur MPU-Realität:
Mal angenommen, Sie haben fleißig Punkte gesammelt, immer wegen zu schnell fahren. Der Gutachter befragt Sie genau zu jedem einzelnen Delikt. Mal berichten Sie, dass Sie in großer Eile waren, ein anderes Mal waren Sie einfach unaufmerksam usw. Dann fragt er Sie, wie oft Sie denn wohl insgesamt zu schnell gefahren sind. "Nur diese paar Mal, sonst niemals!" - Würden Sie das glauben?
Natürlich ist es theoretisch möglich, dass Sie die Wahrheit sagen. Die Statistik besagt aber, dass das wirklich extrem unwahrscheinlich wäre. Ihrer Aussage steht also die Statistik entgegen. Können Sie Ihre Behauptung beweisen? Sehr wahrscheinlich nicht. - Das war jetzt nur ein Beispiel. Tagtäglich kommt es aber zig Mal vor, dass ähnlich abwegige und unwahrscheinliche Behauptungen bei der MPU fallen.
Ein für allemal:
Lassen Sie diesen Blödsinn bleiben! Sie schaden sich nur selber damit, weil der MPU-Gutachter Ihre gesamte Glaubwürdigkeit in Frage gestellt sieht!
2. MPU ≠ Gerichtsverhandlung
Es ist wichtig, dass Sie den riesengroßen Unterschied verstehen zwischen einer Gerichtsverhandlung und der MPU:
- Am Ende einer Gerichtsverhandlung steht oft eine Strafe. Man tut alles dafür, dass diese Strafe so nieder wie möglich ausfällt oder man sogar straffrei davon kommt. Es ist deshalb ganz klar, dass man alles so harmlos wie möglich darstellen wird.
- Bei der MPU ist von vorne rein schon klar, was Sie angestellt haben. Daran ist nicht mehr zu rütteln. Ziel ist hier nicht Strafe, sondern Sie bekommen Gelegenheit die inzwischen statt gefundenen Veränderungen möglichst beeindruckend zu präsentieren. Das ist etwas grundlegend Anderes!
Woher kommt es, dass trotzdem oft extrem verharmlost wird? Ich vermute stark, dass es daran liegt, dass (bewusst oder unbewusst) die MPU mit einer Gerichtsverhandlung gleichgesetzt wird. Eine Rolle kann es auch spielen, dass einem das eigene damalige Verhalten jetzt im Nachhinein peinlich ist und man es deshalb beschönigen will. Der Gutachter würde das aber als mangelnde Einsicht und noch nicht ausreichende Aufarbeitung bewerten - durchgefallen, kommen Sie in ein paar Monaten wieder, wenn Sie weiter sind!
3. Unrealistische Behauptungen
Ein häufiger folgenschwerer Fehler sind Angaben und Behauptungen, die einfach nicht stimmen können. Ein 2-Zentner-Mann, der mit 2 ‰ erwischt wurde und stocksteif behauptet er hätte wirklich nur 4 ganz normale Bier zu 0,5 Liter getrunken, behauptet etwas, das einfach rein technisch unmöglich ist.
Nicht viel glaubwürdiger stehen Sie da, wenn Sie sich damit rauszureden versuchen, indem Sie vermuten: "Da muss mir wohl jemand was ins Bier reingeschüttet haben. Es waren wirklich bloß 4 Halbe den ganzen Abend über!"
4. Der Pechvogel
"Wissen Sie, das war alles gar nicht so wie es aussieht! Es ist total dumm gelaufen. Die Situation war völlig übersichtlich, keine Gefahr weit und breit. Ich hatte an dem Tag verschlafen und war spät dran. Wollte noch ein paar Minuten rausholen. Mach ich sonst nie, halte mich immer an die Vorschriften. Ausgerechnet an dem Tag wurde ich dann mit 55 km/h drüber geblitzt…"
Der hat wirklich Pech gehabt! Wo es doch so übersichtlich war! Erstaunlich ist es dann allerdings, dass er den Blitzer nicht gesehen hat, obwohl es doch so übersichtlich war…
Es kann tatsächlich so sein, dass Sie selbst es so wahrgenommen haben und sich ärgern über das "Pech", das Sie so oft haben. Den MPU-Gutachter wird das aber herzlich wenig beeindrucken und er wird Sie fragen, wieso das denn gleich mehrmals passiert ist, so dass Sie schließlich die 8 Punkte erreicht haben.
5. Ganz feste Vorsätze
"Ich werd's wirklich nie wieder tun. Das hab ich mir ganz fest vorgenommen!" - Schön für Sie, dass Sie so charakterstark sind! Die Erfahrung zeigt aber leider, dass zwischen Absicht und dem tatsächlichen Handeln oft ein erstaunlich großer Unterschied besteht. Deshalb weiß der Gutachter, dass ein schöner Vorsatz in der Realität nicht viel Wert ist.
Er ist Lernpsychologe und richtet seinen Blick auf andere Aspekte. Er sucht nach den Verstärkern für Ihr Verhalten:
- Es muss irgendetwas geben, wodurch Ihnen Ihr problematisches Verhalten etwas Belohnendes, Angenehmes gebracht hat.
- Können Sie diesen Verstärker konkret benennen? - Falls nicht, wird Ihr schöner guter Vorsatz nicht funktionieren.
- Welche tatsächlichen Veränderungen haben Sie vorgenommen, durch die der alte Verstärker seine Kraft verloren hat?
- Was genau ist an seine Stelle getreten?
Beachten Sie:
Das sind Fragen, über die Sie bisher vermutlich kaum nachgedacht haben werden, weil Ihnen diese Betrachtungsweise im Alltag nicht vertraut sein dürfte. Für den Psychologen ist es aber sein Standard-Werkzeug.
Genau das ist der Grund, wieso professionelle psychologische Unterstützung bei der Vorbereitung auf die MPU so wichtig ist.