Du sollst nicht merken

Das Wichtigste zusammengefasst:

  • Therapie durch die Hintertür
    Darf der Verkehrstherapeut entscheiden wohin die Therapie führen soll ohne Ihre Zustimmung? Und Sie zahlen auch noch dafür?
  • Zauberei
    Bei welchem Magier ist Ihr Psychologe in die Lehre gegangen?

Therapeutische Ansätze

Es gibt eine große Zahl unterschiedlicher therapeutischer Ansätze. Sogar für einen Fachmann ist es schwer den Überblick zu behalten. Die weit überwiegenden Angebote rund um die MPU folgen einem lernpsychologischen Konzept. Das ist auch sinnvoll, weil der MPU-Gutachter selber so arbeiten muss. Trotzdem finden sich noch ganz erhebliche Unterschiede. Einen ganz speziellen Ansatz möchte ich hier herausgreifen und näher unter die Lupe nehmen.

Ein besonderer Ansatz

Manche Psychologen sind fest davon überzeugt, dass Verhalten besser und nachhaltiger beeinflusst werden kann, wenn der Klient glaubt er sei selber drauf gekommen. Man versucht deshalb den Klient so trickreich zu manipulieren, dass er gar nicht bemerkt, dass er einer Beeinflussung von außen gefolgt ist.

Streng aussehender Mann weist den Weg.
Hier geht's lang! Gib's zu, du weißt es doch selber!

Mein erster Gedanke ist, dass ich doch stark bezweifle, dass der Klient wirklich nichts davon bemerkt, dass er irgendwo hin dirigiert wird. Ich vermute viel eher, dass der Therapeut glauben möchte ein so begnadeter "Magier" zu sein, dass seine Manipulationsversuche unsichtbar bleiben.

Überlegen Sie mal:

Würde es Ihnen wirklich gefallen von Ihrem Gegenüber "von oben herab" betrachtet und dirigiert zu werden? Auch MPU-Klienten sind erwachsene Menschen - oder nicht?

Denn darauf läuft es ja raus: Der begnadete Psychologe weiß besser was gut für Sie ist. Okay, da kann ja noch ein Stückchen Wahrheit dran sein. Er wählt aber eine Arbeitsweise, bei der Ihnen sein Wissen verborgen bleiben soll. Angeblich soll es Ihnen nämlich besser helfen, wenn er Sie so trickreich "führt", dass Sie glauben, die neuen Erkenntnisse hätten Sie selber entdeckt und sie wären nicht von außen her an Sie heran getragen worden…

Der Psychologe als »Magier«?

Der Erfolg eines Medizinmanns soll ja erheblich davon abhängen, wie gut er es beherrscht eine geheimnisvolle Atmosphäre um sein Tun zu schaffen. Dass Täuschung und Einbildung eine wichtige Rolle spielen kann, das zeigt ja der psychologisch sehr gründlich untersuchte Placebo-Effekt. Mir sträuben sich aber die Haare, wenn ähnliche Techniken ausgerechnet in der Verkehrspsychologie zum Einsatz kommen sollen.

Junge Frau ist beeindruckt von ihrer Verkehrstherapie.
Die Verkehrstherapie war Spitze. Der Psychologe hat total gestaunt auf was für schwierige Sachen ich selber drauf gekommen bin!

Ich meine, auch ein Verkehrspsychologe, der seine Arbeit als Therapie versteht, sollte mit seinem Klient ein Verhältnis auf Augenhöhe anstreben und nicht eine Art "Geheimwissenschaft" praktizieren, bei der der Klient bestimmte Informationen nicht erhalten soll. Oder sind wir hier etwa im Feinschmeckerlokal, wo der prämierte Koch seine Rezepte als Berufsgeheimnis hütet?

Argumente

Tatsächlich spielen noch weitere Argumente eine Rolle, die aber meistens unausgesprochen bleiben. Am wichtigsten ist folgender Punkt:

Der MPU-Gutachter hat ja die Aufgabe zu überprüfen ob Sie Ihr Problemverhalten gründlich aufgearbeitet und sich so weit verändert haben, dass Sie jetzt keine Gefahr mehr sind für andere Verkehrsteilnehmer.

Als Fachkollege möchten viele Verkehrspsychologen dem MPU-Gutachter nicht "in sein Handwerk pfuschen" und deshalb lieber nicht drauf eingehen wie die Begutachtung erfolgt.

Warum Geheimniskrämerei?

Je genauer der Klient weiß welchen Zweck bestimmte Fragengruppen verfolgen, umso eher ist damit zu rechnen, dass er für ihn ungünstige Antworten vermeiden wird.

Für wen arbeitet der MPU-Vorbereiter?

Sie als Kunde bezahlen ihn für seine Arbeit. Ein klassisches Dienstleistungs-Verhältnis also. Man sollte also meinen, dass es selbstverständlich ist, dass er ganz klar im Interesse seines Kunden arbeitet. So sehe ich das jedenfalls.

Tatsächlich sieht die Realität hier aber anders aus: Der MPU-Vorbereiter hat einen Interessenkonflikt zwischen maximal erfolgsversprechender Vorbereitung seines Klienten einerseits und nicht zu viel Informationen geben über die Arbeitsweise des Gutachters andererseits, dessen Qualität der Begutachtung ja dadurch leiden könnte.

Man kann jetzt einwenden, dass er halt konsequent immer die Seite seines Klienten zu vertreten hat, wie das ein Jurist in seiner Rolle als Ankläger oder Verteidiger vor Gericht ja auch tun muss. Dem stimme ich durchaus zu, muss aber feststellen, dass das beim Thema MPU leider nicht wirklich zu funktionieren scheint.

Verlassen Sie sich also lieber nicht darauf, dass der von Ihnen ja bezahlte MPU-Vorbereiter auch wirklich das maximal für Sie zu Erreichende tun wird. Es kommt nicht selten vor, dass aus hier unangebrachtem "Kollegenschutz" dem Klient nützliche Informationen vorenthalten werden mit der Rechtfertigung, dass sonst ja die Prognose der MPU verfälscht würde!

Zusammenfassung

Informieren Sie sich frühzeitig über die Arbeitsweise des Psychologen, bei dem Sie die Vorbereitung auf die MPU machen wollen. Ich rate davon ab eine Verkehrstherapie zu beginnen, die nach dem Prinzip "Du sollst nicht merken" durchgeführt wird. Meine hauptsächlichen Kritikpunkte daran sind folgende:

  1. Durch Geheimniskrämerei ist keine Vorbereitung auf Augenhöhe möglich.
  2. Solche Maßnahmen sind oft unnötig zeitintensiv und kostspielig.
  3. Eine konkrete Vorbereitung auf das wichtige Einzelgespräch mit dem psychologischen Gutachter ist fast nie Bestandteil solcher Maßnahmen.