MPU als Wiederholungs-Täter:
So schaffen Sie das trotzdem
Wiederholungstäter zeigen, dass Veränderungen, die bei ihnen schon einmal als positiv gewertet wurden, nicht von Dauer waren. Im Vordergrund wird deshalb jetzt die Frage stehen, warum keine ausreichende Stabilität bestand. Die Antwort darauf ist nicht banal. Wenn Sie diesen Mangel aber überzeugend aufgearbeitet haben, steht einer erneuten positiven Prognose nichts mehr im Weg.
Inhaltsverzeichnis:
1. Das spezielle Problem verstehen
Schauen wir uns zuerst ein paar Zahlen an:
- Pro Jahr müssen ca. 90.000 Kandidaten zur MPU antreten.
- 40 % fallen durch und treten ein zweites oder sogar drittes Mal zur Begutachtung an. Es bleiben also weniger als 60.000 "Neue" jedes Jahr.
- 2025 gibt es in Deutschland etwas mehr als 54.000.000 Führerscheininhaber.
Nur einer von tausend Führerscheininhabern hat sich etwas so Drastisches geleistet, dass er jetzt zur MPU muss!
Die Wiederholungstäter sind also Führerscheininhaber, die nicht nur mit 1 : 1.000 bei der MPU gelandet sind, sondern es sind Menschen, die noch eins drauf gesetzt haben: Obwohl Sie bei der MPU eine positive Prognose bekommen haben, sind Sie ein 2. Mal als 1 von 1.000 aufgefallen.
Sind Wiederholungstäter also "schlampig begutachtete" Kandidaten?
Rein statistisch müsste es ja extrem unwahrscheinlich sein, dass derselbe Mensch zwei Mal nacheinander mit 0,1 x 0,1 = 0,0001 % Wahrscheinlichkeit auffällig wird.
Schauen wir uns dazu zwei weitere Zahlen an:
- 5 Jahre nach einem positiven MPU-Ergebnis hat ungefähr jeder Dritte den Führerschein bereits wegen dem gleichen Delikt verloren.
- Nach 10 Jahren ist es sogar fast jeder Zweite.
Es sieht also stark danach aus, dass die MPU nicht wirklich den prognostischen Anspruch erfüllen kann, mit dem sie offiziell antreten muss. Man sollte die Schuld aber nicht vorschnell bei den Gutachtern suchen. Ich meine, es sieht doch sehr danach aus, dass das System MPU selber Schwächen hat:
Vermutung:
Die rund 1 Stunde Einzelgespräch, die dem Gutachter zur Verfügung steht, scheint wohl zu knapp bemessen zu sein um eine wirklich tragfähige Prognose abgeben zu können.
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2. Wie wird damit umgegangen?
Naheliegend wäre es natürlich, dass man sagen würde: Wenn die Begutachtung anscheinend deutlich mehr Zeit braucht, dann muss die MPU halt wesentlich länger dauern! Dem steht aber entgegen, dass die MPU ja schon jetzt ein für den Betroffenen finanziell "recht fetter Brocken" ist. Um tatsächlich wesentlich bessere Treffsicherheit zu erreichen, würde die Begutachtung einfach unangemessen teuer werden, was unrealistisch wäre.
Wie sieht die Realität aus?
- Der MPU-Gutachter kennt natürlich das Problem, dass die am Ende erstellte positive Prognose schon nach 5 Jahren nicht mehr viel wert ist.
- Er wird deshalb sehr genau nachfragen und verbliebene Unsicherheiten als Hinweis sehen, dass keine längerfristige Stabilität zu erwarten ist. So entstehen die stolzen 40 % Durchfallquote.
- Wer trotz positiver Prognose rückfällig geworden ist und als Wiederholungstäter wieder zur MPU muss, wird besonders kritisch begutachtet werden, denn er hat ja bereits gezeigt, dass er
- seine eigenen Fähigkeiten überschätzt hat oder
- er nicht wirklich vor hatte dauerhaft etwas zu ändern
Und so sieht es für den Gutachter aus:
Es ist nicht üblich, dass man Fachkollegen Unfähigkeit oder Schlamperei unterstellt. Deshalb wird pauschal davon ausgegangen, dass die bei der ersten MPU gestellte positive Prognose kein Irrtum war. Es wird also jetzt darum gehen:
- Warum hat die damalige positive Veränderung nicht gehalten?
Das ist nicht so leicht zu beantworten. Immerhin konnten Sie ja damals den Gutachter davon überzeugen, dass Sie das vorherige problematische Verhalten dauerhaft hinter sich gelassen haben. Und der wird auch fest davon ausgegangen sein, dass Sie selber ebenfalls fest dran geglaubt haben.
Jetzt stehen Sie aber doch wieder hier. Sie werden bestimmt nachvollziehen können, dass der Gutachter Zweifel an Ihrer Selbst-Einschätzung hat. Damit er Ihnen glauben kann, dass es dieses Mal nicht wieder schief geht, will er im Detail verstehen warum der schöne gute Vorsatz nicht gehalten hat.
Dazu ist zwingende Voraussetzung dass Sie selbst es verstanden haben müssen. Weil das aber meistens nicht so golden glänzend direkt vor einem liegt, dass man nur mit dem Finger drauf zeigen muss, kann mühsame Aufarbeitung nötig sein.
Wichtige Voraussetzung:
Es geht nicht nur darum zu erklären, wieso es dazu kam in das alte problematische Verhalten zurück zu fallen. Das ist erst die halbe Miete. Jetzt müssen Sie den Gutachter auch noch davon überzeugen können, dass die schöne Erklärung nicht wieder nur eine bessere Seifenblase ist!
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3. Tipps und Strategien speziell für Wiederholungstäter
Erfahren Sie hier, wie Sie sich trotz aller Erschwernisse optimal vorbereiten und Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Rückerlangung Ihrer Fahrerlaubnis erhöhen.
Wiederholungstäter haben anscheinend aus den vorausgegangenen Sanktionen bisher nichts gelernt. Nicht einmal der Führerscheinentzug scheint nachhaltig Eindruck hinterlassen zu haben. Es ist daher naheliegend anzunehmen, dass der Kandidat auch in Zukunft nicht wirklich was ändern wird.
Was also tun?
Eine gründliche Vorbereitung und das glaubhafte Nachweisen von echten Verhaltensänderungen sind der Schlüssel. Nutzen Sie die Unterstützung eines Experten, um Ihre individuelle Situation zu analysieren und bisher übersehene oder unterschätzte Schwächen heraus zu arbeiten. Mit der richtigen Strategie können Sie die MPU auch beim zweiten Versuch bestehen und wieder mobil sein.
Es darf durchaus davon ausgegangen werden, dass Sie zum Zeitpunkt der ersten MPU Ihr problematisches Verhalten erfolgreich abgestellt hatte. In der folgenden Zeit haben aber eigentlich schon erledigte Einflüsse allmählich wieder an Stärke gewonnen bis sie irgendwann wieder dominierend wurden, so dass das längst erledigt geglaubte alte Verhalten wieder auftreten konnte.
Den Gutachter interessiert jetzt vor allem, was für Einflüsse genau das sind und worin der anscheinend besondere Reiz für den Kandidat liegt. Nur wenn Sie das klar und unmissverständlich erklären können darf er Ihnen eIne erneute positive Prognose geben!
Warum ist das so?
Sie sind ja schon einmal positiv begutachtet worden. Leider hat das aber nicht gehalten. Es muss also irgendetwas im Hintergrund gegeben haben, das seine zerstörerische Wirkung hatte und schließlich dem alten problematischen Verhalten den Weg nach oben frei gemacht hat. Wenn Sie das selber noch nicht klar erkannt haben, würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis Sie wieder "umfallen".
Dringender Rat:
Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter! Der Gutachter wird sehr genau nachfragen und mit einer oberflächlichen Erklärung nicht zufrieden sein.
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4. Es hilft Ihnen, wenn Sie den theoretischen Hintergrund kennen
Der psychologische Gutachter der MPU arbeitet auf der Grundlage der klassischen Lerntheorie. Kurz zusammengefasst kann man das folgendermaßen ausdrücken:
Das hört sich sehr banal an, wird in der Realität aber oft dadurch kompliziert, dass angenehme und unangenehme Einflüsse gleichzeitig auftreten. In der täglichen Praxis ist das sogar meistens der Normalfall. Aufgabe des Lernpsychologen ist es dann die konkurrierenden Einflüsse zu identifizieren und ihre jeweilige Stärke abzuschätzen. Das ist deshalb wichtig, weil sich meistens der stärkste Einflussfaktor durchsetzt und handlungsleitend wird.
Die doppelte Herausforderung
Als Wiederholungstäter zeigen Sie, dass Ihre schöne Aufarbeitung, die Sie bei der ersten MPU präsentiert haben, ganz offensichtlich nicht viel wert war, denn sonst hätte es ja nicht zum Rückfall kommen dürfen. Deshalb warten beim Gutachtergespräch dieses Mal gleich zwei anspruchsvolle Aufgaben auf Sie:
- Sie brauchen eine neue Aufarbeitung, bei der deutlich sichtbar werden muss welche Funktion das problematische Verhalten für Sie hat - die Erklärung vom ersten Mal war ja offensichtlich nicht ausreichend.
- Welche entscheidenden Veränderungen haben Sie jetzt vorgenommen, durch die entscheidenden Einflüsse ihren Reiz verloren haben? Was ist an ihre Stelle getreten?
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5. Ihre Chance auf die Rückerlangung des Führerscheins - speziell für Wiederholungstäter
Auf den Kandidat wartet also eine schwierige Aufgabe: Er muss auch erklären können, wieso bei ihm Strafe nicht gewirkt hat und worin für ihn genau der ganz besondere Reiz lag, der dazu geführt hat, dass er Wiederholungstäter geworden ist.

Die Messlatte wandert weiter nach oben mit jedem neuen Delikt.
Die heiße Herdplatte
Wer sich einmal an der heißen Herdplatte die Finger verbrannt hat, fasst sie normalerweise kein zweites Mal an. Der MPU-Wiederholungstäter tut es aber doch. Ja ist der denn total bescheuert? Meistens eher nicht.

Nicht jede Gefahr springt so offensichtlich ins Auge.
Einsicht spielt eine wichtige Rolle. Sie müssen bei der MPU glaubhaft und nachvollziehbar klar machen können, wie diese Einsicht bei Ihnen inzwischen entstanden ist und warum das bisher nicht der Fall war.
Fehlende Einsicht kann man sich erarbeiten, wenn man das wirklich will. Damit das nicht eine halbe Ewigkeit dauert, ist kompetente Unterstützung hilfreich.
Für Wiederholungstäter wichtig:
- Wiederholungstäter zeigen mit ihrem hartnäckigen Verhalten, dass bei Ihnen noch keine wirklich tief greifende Einsicht und Veränderung stattgefunden hat.
- Der Gutachter muss überprüfen was die Ursache ist. Dabei ist er auf Ihre Mitarbeit angewiesen.
- Sie müssen Ihr Fehlverhalten aufarbeiten und dauerhaft abstellen. Dieses Aufarbeiten kann aber unter Umständen ein mühsamer Prozess sein, an den Sie deshalb vielleicht bisher nicht ran wollten.
- Fachlich kompetente Unterstützung ist für Wiederholungstäter deshalb besonders wichtig.
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Ich hoffe Sie sehen also, dass es auch für den klassischen Wiederholungstäter einen Weg zur erfolgreich absolvierten MPU gibt, denn auch der Gutachter wird davon ausgehen, dass sich grundsätzlich jeder Mensch ändern kann, wenn er die bisher dafür im Weg befindlichen Hindernisse erkannt und jetzt beseitigt hat.