Der MPU-Gutachter ist kein Märchenfreund
"Mit einer guten Story besteh ich die MPU ganz easy!" Das hör ich immer wieder. Es ist eines der nicht auszurottenden Gerüchte. Schauen wir uns also genauer an was davon zu halten ist.
Die Ausgangssituation
- Der Gutachter kennt Sie nicht. Er sieht Sie zum ersten Mal. Von Ihrem Fall weiß er genau, was in Ihrer Führerscheinakte steht - nicht mehr und nicht weniger.
- Sie müssen ihm nachvollziehbar erklären können, wieso es zu dem problematischen Verhalten gekommen ist, wegen dem Sie jetzt zur MPU müssen.
- Ebenso nachvollziehbar müssen Sie berichten können, welche Veränderungen Sie durchgeführt haben und welche Erfahrungen Sie dabei gemacht haben.
- Dann will er auch noch wissen, wodurch Sie einen drohenden Rückfall rechtzeitig erkennen werden und was Sie vorgesehen haben, um einen solchen Rückfall abfangen zu können.
So lange eine künstliche Story diese Voraussetzungen perfekt erfüllt wird es vermutlich nicht auffallen, dass Sie nur etwas von A bis Z Ausgedachtes präsentieren wollen.
Unterschätzen Sie diese Anforderung aber nicht. Der Gutachter wird sehr genau nachfragen und misstrauisch werden, wenn ihm etwas nicht stimmig vorkommt. Wenn Sie dann eine Antwort schuldig bleiben müssen, befinden Sie sich bereits deutlich auf dem Weg zur negativen Prognose.

Wie die "Story-Methode" funktioniert
Man greift auf eine entsprechend vorbereitete Geschichte zurück. Oft sind das sehr allgemein gehaltene Themen, weil sie ja möglichst universell passen sollen. Man lernt eine solche fiktive Geschichte auswendig und spielt durch, wie man auf bestimmte zu erwartende Nachfragen reagieren sollte.
Hört sich doch gar nicht so schlecht an, oder? Es können so keine überraschenden Fragen kommen und mir kann nix mehr passieren!
Überlegen Sie mal:
- Der Gutachter macht seinen Job nicht erst seit gestern. Was glauben Sie wohl, wie oft er solche meistens mehr schlecht als recht zusammengebastelte Stories präsentiert bekommt?
- Glauben Sie wirklich, es fällt ihm nicht auf, wenn er schon zum so-und-so-vielten Mal die gleiche Story zu hören bekommt, bei der lediglich Namen und Daten ausgetauscht sind?

Dieser Mann paukt seine Story für die MPU. Ob er damit wohl Erfolg haben wird?
Wem nützt die Story-Methode?
Nur den MPU-Vorbereitern, die damit arbeiten! Sie haben nur wenig Arbeit und lassen sich das auch noch königlich bezahlen von denjenigen Dummen, die dem Gerücht auf den Leim gegangen sind, dass das eben die einzig zuverlässige Art der Vorbereitung wäre. Angeblich darf man nämlich auf keinen Fall sagen was wirklich war…
Dazu kommt oft noch, dass einem das eigene Verhalten peinlich ist und man nicht offen drüber reden mag. Man nimmt deshalb gern ein solches Angebot an, mit dem man sich hinter was scheinbar Harmlosem verstecken kann.
Und die Wahrheit?
Die Wahrheit ist einfacher als Sie wahrscheinlich denken werden:
- Der Gutachter geht von vorne rein davon aus, dass Sie sich "allerhand geleistet" haben im Straßenverkehr, denn sonst wären Sie ja jetzt nicht bei der MPU. Deshalb ist es völlig unnötig und meistens sogar kontraproduktiv, wenn Sie sich bemühen alles zu glätten und verharmlosen.
- Wenn Sie bei der ungeschönten Wahrheit bleiben, besteht keine Gefahr, dass Sie sich verplappern könnten (wie bei einer Story).
- Den Gutachter interessiert ja der Hintergrund für Ihr Verhalten. Wenn Sie den in einer vernünftigen MPU-Vorbereitung sauber aufgearbeitet haben, brauchen Sie auch keine Angst vor intensiven Nachfragen haben. Eine auswendig gelernte Story kann das nicht leisten.
- Wenn Sie nicht gerade der geborene Schauspieler sind braucht eine vernünftige Aufarbeitung des wirklich stattgefunden Falls meistens sogar weniger Zeit als das sichere Antrainieren einer ausgedachten Story.
Ich rate Ihnen:
Fallen Sie auf diese alte Masche nicht rein! Davon angesprochen werden vor allem Leute, die hoffen, es würde so etwas wie ein "Patentrezept" geben. Oft wird unter der Hand auch noch angedeutet, man hätte da Kontakt zu einem ganz bestimmten Gutachter…
Das lässt man sich extra bezahlen - ganz genau wissend, dass Sie ja hinterher nicht kommen können und sich beklagen, dass es leider nicht geklappt hat. Etwas verbindlich Schriftliches gibt es dafür ja meistens nicht.